Er liebt die Wissenschaft und das Abenteuer. Kater Max fällt aus der Rolle. Und damit hat er über sein Quartier hinaus Berühmtheit erlangt.
Womöglich hat Kater Max ein Faible für Naturwissenschaften. Ganz bestimmt ist der achtjährige schwarze Kater ein geselliger Freund der Menschen. Im St. Johann ist Max bekannt wie ein bunter Hund.
Er erscheint auf Kinderzeichnungen, die ihn auf den Torelementen der Begegnungszone rund um die Rheinländerstrasse zeigen, wo Max zu Hause ist. Er erscheint in der Mitarbeiterzeitung des Biozentrums, immerhin grösstes naturwissenschaftliches Departement der Uni Basel. Und auch auf so manchem Studenten-Gruppenfoto wurde Max bereits verewigt, denn sein Lieblingsplatz ausserhalb der eigenen vier Wände ist der Eingang des Instituts. Dort thront der lebendige Sockellöwe mit seinen 8,5 Kilo tagsüber gerne auf einem Steinquader und beobachtet die vielen Studenten und Angestellten, die im Biozentrum ein- und ausgehen.
«Max mag das Bad in der Menge. Oft hole ich ihn am Abend auf dem Heimweg von der Arbeit dort ab», erzählt Katharina Haldimann, seine Halterin. Zusammen mit ihrem Partner Hans-Joachim Schnäkel hat sie Max und seine Schwester Syra vor acht Jahren von einem Bauernhof im bernischen Gambach zu sich in die Stadt genommen. Damals waren die beiden Geschwister noch ganz kleine Kätzchen.
Jugendliche Neugierde
Kater Max mag aber nicht nur Menschen, er liebt auch das Abenteuer. Daheim kommt das nicht immer gut an. Als Haldimann und Schnäkel vor ein paar Jahren aus den Ferien zurückkehrten, war Max plötzlich verschwunden. Sie suchten ihn überall, hängten Vermisstenanzeigen im Quartier auf – doch keine Spur von Max. «Wir hatten ihn schweren Herzens schon aufgegeben», erzählt Hans-Joachim Schnäkel, «da wurden wir nach zwei Monaten von einem Tierarzt in Thun kontaktiert. Max‘ Chip hatte ihn zu uns geführt.» Wie Kater Max von Gambach in die 40 Kilometer entfernte Stadt gekommen sein mag, ist Schnäkel heute noch ein Rätsel.
Zurück in Basel führte die Neugier den Kater nur wenige Monate später erneut in eine aussergewöhnliche Situation, wie Schnäkel berichtet: «Als Max drei Jahre alt war, wurde in unserer Strasse ein Haus renoviert. Dort hat er sich wohl herumgetrieben.»
Wieder wurde der Kater per Steckbrief gesucht. Diesmal gelang es Schnäkel und Haldimann dank nachbarschaftlicher Hilfe ihren Max wiederzufinden. «Er wurde auf einem Estrich eingeschlossen. Zehn Tage blieb er verschwunden», so Schnäkel. Den Moment der Befreiung wird er nicht mehr vergessen: «Als wir Max fanden, kam er zu mir und klammerte sich mit seinen Pfoten an mein Bein. Mir kamen die Tränen.»
Ein treuer Begleiter
Das Abenteuer scheint aber auch Kater Max nachhaltig verändert zu haben. «Nach diesem Erlebnis folgte mir Max jeden Morgen, wenn ich das Haus verliess», sagt Schnäkel. Daraus entwickelte sich ein tägliches Ritual: Morgens bringt Schnäkel Max und Syra vom dritten Stock der Wohnung ins Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses. Dort trennen sich die Wege der Katzen. Syra verschwindet in den Hinterhof, Max und Schnäkel spazieren durchs Quartier. Selbst strömender Regen kann dieses Ritual nicht durchbrechen.
Fast wie ein guterzogener Hund bleibt Max schön brav an Schnäkels Seite. «Treffe ich jemanden und halte an, um mich zu unterhalten, legt sich Max hin und wartet bis es weitergeht.» Gemeinsam überqueren sie auf dem Zebrastreifen auch grössere Strassen. Und da und dort lässt sich Max zu einem Balanceakt auf einem Geländer von Pflanzenrabatten hinreissen. Solche Kunststücke hat sich der Abenteurer freilich ohne jegliche Dressur selbst beigebracht. «Dieses Verhalten und dieses Vertrauen, das mir Max auf unseren Rundgängen entgegenbringt, das ist für mich eine schöne Erfahrung», schwärmt Schnäkel. Und liebevoll, wie er und seine Partnerin über den pelzigen Mitbewohner sprechen, ist jedem sofort klar: Max ist längst vollwertiges Familienmitglied geworden.
Gelebte Nachbarschaft
Die Morgentour durchs Quartier endet für gewöhnlich beim Biozentrum, in Max‘ Revier. Und hat er dort dem Treiben lange genug zugesehen, zieht es auch ihn in den Hinterhof seines Häuserblocks zu seiner Schwester Syra, die dort mit Branco bereits auf ihren Bruder wartet. Branco ist ein weiterer Kater aus der Nachbarschaft. Zusammen sind die drei die allseits bekannte «Troika». Deren unangefochtener Chef ist: Ja, wer wohl? Max natürlich.
Was er in seinem Quartier zustandebringt, ist etwas, was in einer Stadt nicht allen gelingt: Max bringt die Nachbarschaft zusammen. So hat der Hauswart des Biozentrums immer ein Auge auf den Kater und ruft die Halter auch mal an, wenn er das Gefühl hat, mit ihm stimme etwas nicht. Viele Kinder aus dem Quartier kennen den Stubentiger mit Namen, er gehört hier zum Lokalkolorit. Und nicht zuletzt beschert der Kater seinen Haltern zahlreiche Bekanntschaften, die sie auf den Spaziergängen mit Max knüpfen.