100 Jahre Badischer Bahnhof: Neubau mit Startschwierigkeiten

Am 13. September 1913, also genau heute vor 100 Jahren, wurde der Badische Bahnhof eingeweiht. Am Sonntag, 15. September, wird dieses Jubiläum mit einem grossen Bahnhofsfest gefeiert. Eine meiner ersten bleibenden Erinnerungen an den Badischen Bahnhof stammt aus den frühen 1980er-Jahren. Ich verkehrte damals mehrmals im Jahr mit dem Zug zwischen München und Basel. Eines […]

Der Badische Bahnhof vor 100 Jahren: Neubau mit Startschwierigkeiten

Am 13. September 1913, also genau heute vor 100 Jahren, wurde der Badische Bahnhof eingeweiht. Am Sonntag, 15. September, wird dieses Jubiläum mit einem grossen Bahnhofsfest gefeiert.

Eine meiner ersten bleibenden Erinnerungen an den Badischen Bahnhof stammt aus den frühen 1980er-Jahren. Ich verkehrte damals mehrmals im Jahr mit dem Zug zwischen München und Basel. Eines Tages, es muss Ende 1981 gewesen sein, stellte ich bei der Einfahrt des Zuges in den Bahnhof mit grossem Erstaunen und Schrecken fest, dass die schöne fünfbogige Bahnsteighalle verschwunden war. Man hatte sie wegen den Kosten, die eine Sanierung nach sich gezogen hätte, abgebrochen und durch schmucklose Norm-Flachdächer ersetzt. Der Bahnhof (genauer die Fassade und einige der Innenbereiche) wurde erst 1991 und gegen den Widerstand der Deutschen Bahn ins Denkmalverzeichnis aufgenommen.

Eine zweite bleibende Erinnerung geht auf Anfang 1991 zurück: Das Theater Basel feierte das 700-Jahr-Jubiläum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im ehemaligen Erstklassbuffet des Bahnhofs mit einer eigenwilligen und einzigartigen Produktion des damals noch relativ unbekannten Theatermusikers Christoph Marthaler: Die Revue über die Schweizer Befindlichkeit mit dem Titel «Stägeli uf, Stägeli ab, juhee!» wurde zur epochalen Theaterproduktion, zur Geburtsstunde des ebenso originellen wie originären Marthaler-Theaters, das von Basel aus die Bühnen Europas zu erobern vermochte. Heute ist in den ehemaligen Buffets der Bahnhof für Neue Musik, Gare du Nord, zuhause.

Sprung «hinunter in die Schweiz»

Ganz andere Erinnerungen beschreibt der jüdische Kommunist Kurt Seliger in seinem Buch über seine Schweizer Emigration während des Zeiten Weltkriegs, das den Titel «Basel – Badischer Bahnhof» trägt: «Es war der 27. November 1938. Wir standen sehr zeitig auf und lösten für 0,20 Reichsmark je eine Fahrkarte, Personenzug 3. Klasse, Weil (Rhein) Basel DRB, Nr. 5992 – ich besitze sie noch heute (…) Nach wenigen Minuten waren wir in Basel, leider nur in ‚Basel DRB‘, also noch im Bereich der Deutschen Reichsbahn. Wir verliessen den Waggon und gingen, wie uns geraten worden war, in Fahrtrichtung weiter. (…) Männer rannten uns nach, aber in Sekundenschnelle waren wir unten am Zaun, zogen uns hoch und sprangen hinunter. Hinunter in die Schweiz!»

Damals hiess der Bahnhof «Basel Deutscher Reichsbahnhof», und seit 1933 prangte am Turm die Hakenkreuzflagge – sehr zum Unmut vieler Baslerinnn und Basler, die gegen den «Hitlerfetzen» (Zitat «Vorwärts») demonstrierten. Doch das Zeigen der NS-Flagge wurde in der Schweiz erst 1940 verboten. Und der Bahnhof wurde von der Schweizer Armee dieses Mal in Ruhe gelassen. Für die Nationalsozialisten war der Bahnhof vor allem für den Güterverkehr von Bedeutung. Während des Kriegs wurde ein Grossteil der Kohletransporte in das verbündete Italien über den Bahnhof auf Schweizer Boden abgewickelt.

Schwierige Anfangszeit

Doch zurück zum Anfang. Dieser geht eigentlich auf das Jahr 1855 zurück, als am Riehenring, also beim heutigen Messegelände, aufgrund eines Staatsvertrags mit dem Grossherzogtum Baden ein erstes Provisorium für den Badischen Bahnhof errichtet wurde. 1862 wurde an dieser Stelle ein erster richtiger Bahnhofsbau eröffnet. Der Name des Restaurants zum Alten Warteck (der Begriff ist als Warte-Ecke wörtlich zu verstehen) erinnert heute noch an den ersten Bahnhofsbau. Bald aber erwies sich der Standort  als grosse Hürde für die Stadterweiterung, so dass man sich für einen Neubau an der Schwarzwaldallee entschied. Mit der Planung wurde der Architekt Karl Moser beauftragt. (Eine Reihe schöner Fotos aus der Bau- und Anfangszeit ist hier zu finden.)

Der neue Bahnhof hatte allerdings eine schwierige Anfangszeit. Mit Kosten von 65 Millionen Franken war er der teuerste Bahnhof der Badischen Reichsbahnen. Und er konnte erst einmal nur für kurze Zeit benutzt werden. Am 13. September 1913 wurde er eröffnet, nicht mal ein Jahr später wurde der Bahnbetrieb aber bereits wieder eingestellt. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs besetzten Schweizer Soldaten den Bahnhof, die ihn erst Mitte September 1919 wieder freigaben. Zwanzig Jahre danach brachte dann der Zweite Weltkrieg zumindest den Personenverkehr erneut weitgehend zum Erliegen.

Heute ein Unikat

Heute wird der Badische Bahnhof täglich von Tausenden von Pendlern und sonstigen Reisenden benutzt. Noch immer befinden sich die Zugreisenden auf den Perrons zwar im Kleinbasel, aber dennoch auf deutschem Staatsgebiet. Und nach wie vor wird der Bahnhof vollumfänglich von der Deutschen Bahn betrieben. Er ist mittlerweile der einzige Bahnhof in Europa, der sich auf einem fremden Staatsgebiet befindet. Von 2002 bis 2006 wurde der Badische Bahnhof renoviert und umgebaut.

Bahnhofsfest 100 Jahre Badischer Bahnhof
Am Sonntag, 15. September, von 11 bis 18 Uhr, findet ein Fest zum 100. Geburtstag des Badischen Bahnhofs statt. Zu sehen und zu erleben wird es eine Menge geben: so unter anderem eine Fotoausstellung in der Ladenpassage, Live-Musik in der Schalterhalle, Mitfahrten auf Lokomotiven, Führungen durch die Bahnhofsräumlichkeiten und ein Bobbytrain-Parcours für Kinder. Das detaillierte Programm gibt es hier (pdf-Dokument).
Auch der Gare du Nord öffnet die Pforten für die Eisenbahn- und Musikfans. Die Bar du Nord ist geöffnet und im Konzertsaal ist die Videoinstallation des visuellen Oratoriums «Dreizehn 13» zu erleben. Zu der gleichnamigen Komposition von Daniel Weissberg schuf die in Wien lebende Basler Videokünstlerin Nives Widauer Videoinstallation mit Bildern, die vom Historischen Seminar der Universität Basel zusammengetragen wurden.

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