Mit der Abschaffung der 500-Euro-Note durch die Europäische Zentralbank (EZB) ist erneut eine Diskussion um ein Aus für die 1000er-Note beim Schweizer Franken entbrannt. Beobachter sehen Herausforderungen auf den grössten Geldschein der Eidgenossenschaft zukommen.
Der Kampf um die Schwächung der eigenen Währung ist nach der Meinung zahlreicher Beobachter in eine neue Runde gegangen. Zwar nannte die EZB am vergangenen Mittwoch als Hauptargumente für das Aus des 500-Euro-Scheins, dass Kriminellen die Finanzierung von Straftaten wie Terror oder Schwarzarbeit erschwert werden solle.
Allerdings vermuten nicht wenige Ökonomen hinter dem Entscheid des EZB-Gremiums um Präsident Mario Draghi, dass es mit dem Entschluss eigentlich zwei Dinge erreichen will.
Erstens versucht die EZB damit den Euro zu schwächen. Das könnte Draghi auch tatsächlich etwa dadurch gelingen, falls Verbrecher künftig in grossem Stil auf andere Währungen als den Euro setzen und somit die Nachfrage nach Euro-Geld bei der Terrorfinanzierung oder der Geldwäscherei zurückgeht.
Aufwendigere Bargeldhaltung
Zweitens unterstützt die Entscheidung zur Aufgabe der 500-Euro-Note die Geldpolitik der EZB indirekt, da sich die Bargeldhaltung grösserer Beträge verteuert. Somit könnten Sparer oder Profianleger angesichts vorherrschender Negativzinsen künftig gezwungen sein, Bargeld in kleineren Noten als in 500-Euro-Scheinen zu halten. Das macht eine sichere Aufbewahrung aber schon allein wegen des grösseren Volumens kostspieliger.
Und genau diese Entwicklungen dürften auch Auswirkungen auf die Schweiz haben. Zwar ist am Montag in einigen Medien wie dem «Tages-Anzeiger» zunächst erneut eine Diskussion um die Abschaffung der 1000-Franken-Note entbrannt, nachdem der Harvard-Professor und frühere US-Finanzminister Lawrence Summers genau dies zur Bekämpfung von kriminellen Machenschaften in der «Financial Times» vom Montag gefordert hatte. Schliesslich ist eine 1000-Franken-Note nunmehr einer der wenigen verbleibenden grossen Banknoten der Welt, mit dem höchsten Einzelwert.
Doch auch für die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die eigentlich eine Schwächung ihrer Heimwährung anstrebt, dürfte es mit der Abschaffung der 500-Euro-Note durch die EZB laut Marktbeobachtern insgesamt nicht einfacher werden.
Falls Kriminelle nämlich massiv auf den Franken umschwenkten, stiege die Nachfrage nach der Schweizer Währung und diese würde gestärkt statt geschwächt. Ausserdem sei es generell nicht im Interesse einer Notenbank, wenn sich Kriminelle flächendeckend mit ihren Banknoten eindeckten.
1000er-Nötli bleibt
Bei der SNB gibt man sich angesichts solcher Töne allerdings gelassen. Die Nationalbank erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass sie an der 1000er-Note festhalte.
Ob der EZB-Entscheid, die Produktion der 500-Euro-Noten einzustellen, der Schweizer Geldpolitik zuwiderlaufe, will die Notenbank allerdings nicht direkt kommentieren. Die verfügbare Stückelung einer Währung sei aber nur ein Aspekt, der bei der Bargeldhaltung eine Rolle spiele, hiess es dazu lediglich aus SNB-Kreisen.