Rund 100’000 Personen haben das Eidgenössische Volksmusikfest in Aarau besucht. Der viertägige Grossanlass ging am Sonntag mit dem Festakt und dem Umzug zu Ende. Das Fest verlief friedlich und ohne Zwischenfälle.
Zehntausende säumten am Sonntagnachmittag beim Umzug mit 1300 Mitwirkenden und 55 Sujets die Strassen und Gassen der Kantonshauptstadt. Am Morgen hatte sich viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft zum Festakt in der Stadtkirche Aarau versammelt.
Berset: «Volksmusik strotzt vor Vitalität und Neugier»
Bundesrat Alain Berset, Kulturminister und Jazzpianist, lieferte bei seiner Rede eine treffende Analyse über den derzeitigen Zustand der Schweizer Volksmusik. Eine Zeitlang habe es eine Zurückhaltung gegenüber der Volksmusik gegeben. Viele hätten gemeint, es gäbe einen Gegensatz zwischen dem eigenen musikalischen Erbe und dem kulturellen Interesse an der Welt.
Das sei heute nicht mehr so, stellte Berset fest. Die Volksmusik in der Schweiz sei sich zwar treu geblieben, habe sich aber stets weiter entwickelt. «Unsere Volksmusik strotzt vor Vitalität und Neugier», sagte Berset wörtlich.
Die kreative Pflege des musikalischen Erbes stärke auch die Identität. Mit einer starken Identität falle es einem auch leichter, offen zu sein für andere Stile und Länder, sagte Berset mit Verweis auf den Eröffnungsabend des «Eidgenössischen» mit internationaler Volksmusik.
Egerszegi: «Musik verbindet die Leute»
Musik sei eine überall verständliche Sprache, sagte die OK-Präsidentin, FDP-Ständerätin Christine Egerszegi. Bei der Musik würden sich unterschiedlichste Leute treffen, doch alle würden dabei miteinander verbunden.
Nach dem internationalen Volksmusikabend war das Fest am Freitag mit dem Wettkampf der Volksmusik-Gruppen so richtig losgegangen. In den Wettspiellokalen präsentierten 300 Formationen mit total 1500 Musikerinnen und Musikern vor einer Jury ihre Kompositionen. Dazu wurde an allen Ecken und Enden der Altstadt frei musiziert.
Dabei wurde deutlich, dass die Schweizer Volksmusik schon viele Grenzen überschritten hat. Zu traditionellen Instrumenten wie Schwyzerörgeli und Klarinette gesellen sich immer mehr andere Instrumente wie E-Bass, Banjo oder E-Piano.
Vorschlag für neue Nationalhymne
Am Eidgenössischen in Aarau wurde auch die mögliche neue Nationalhymne erkoren und vorgestellt. Lanciert hatte die Suche die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG). Sie war der Meinung, dass der Text des «Schweizerpsalms» schwierig zu merken und sprachlich sperrig sei.
Über 200 Vorschläge waren eingereicht worden, drei davon waren bis am Samstag im Rahmen einer Online-Umfrage noch im Rennen. Gewählt wurde der Vorschlag, der mit der Textzeile «Weisses Kreuz auf roten Grund» beginnt. Er stammt von Werner Widmer aus Zollikerberg und basiert vollständig auf der Melodie der derzeitigen Nationalhymne.
Der Komponist ist Ökonom, leitet die Stiftung Diakoniewerke Neumünster und ist Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals Baselland. Die SGG will nun den siegreichen Vorschlag auf die politische Ebene bringen und dazu eine breite Trägerschaft bilden.
Aarau war nach dem Eidgenössischen Jodlerfest 2005, dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2007 und dem Eidgenössischen Schützenfest 2010 innerhalb von zehn Jahren bereits zum vierten Mal Austragungsort eines traditionellen Schweizer Brauchtumsfestes.