Der Kapitän der «Costa Concordia» Francesco Schettino wurde heute Mittwoch zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt. Bei der Schiffskatastrophe, die nun mehr als drei Jahre zurückliegt, kamen 32 Menschen ums leben.
Gut drei Jahre nach der Schiffskatastrophe der «Costa Concordia» mit 32 Toten ist der Kapitän Francesco Schettino zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Schettino habe sich unter anderem mehrfach der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht, erklärte der Vorsitzende Richter im toskanischen Grosseto.
Schettino war bei dem Urteilsspruch nicht anwesend, obwohl er das zuvor angekündigt hatte. Er habe Fieber, erklärten seine Anwälte. Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Januar 2012 mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und gekentert.
Das Gericht in Grosseto hatte nach siebenstündigen Beratungen das Urteil gegen Schettino, den einzigen Angeklagten im Prozess um die Havarie der «Costa Concordia», gefällt. Schettino wurde zu fünf Jahren Haft wegen fahrlässiger Havarie und zu zehn Jahren Haft wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Wegen des Verlassens des Schiffes mit Minderjährigen und Behinderten an Bord wurde Schettino zu einem Jahr Haft verurteilt.
Schettino wurde neben der Haftstrafe auch zu einem fünfjährigen Berufsverbot verurteilt. Der Kapitän der «Costa Concordia» wird ausserdem lebenslang von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen.
Zudem wurde Schettino zur Zahlung von Entschädigungen an mehrere Nebenkläger verurteilt. Zu ihnen zählen überlebende Passagiere, Familienangehörige der Todesopfer, die Region Toskana, das italienische Umweltministerium und die Insel Giglio.
30’000 Euro für Ex-Geliebte
Eine Entschädigung in Höhe von 30’000 Euro erhielt auch die Ex-Geliebte des Kapitäns, die Moldauerin Domnica Tschemortan. Diese hatte berichtet, einen doppelten Schaden als Passagierin und wegen des «Medienangriffes» aufgrund ihrer Beziehung zum Kapitän erlitten zu haben. Sie hatte deswegen eine Entschädigung von 200’000 Euro verlangt.
Die Tänzerin hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke des Schiffes aufgehalten. Schettinos Anwälte hatten einen Freispruch gefordert, die Staatsanwaltschaft 26 Jahre und 3 Monate Haft. Dem 54-Jährigen waren unter anderem fahrlässige Tötung und Verletzung vorgeworfen worden.
Schettino hatte sich nach dem Unglück zuerst selbst gerettet, bevor die Evakuierung abgeschlossen war. Er hatte immer wieder betont, dass vor allem seine Crew an dem Unglück schuld gewesen sei. Es wird erwartet, dass er Berufung einlegt.
Tränenausbruch vor Urteilsverkündung
Vor der Verurteilung hatte sich Schettino nochmal unter Tränen verteidigt. «Mein Kopf wurde geopfert, um wirtschaftliche Interessen zu schützen», beklagte er in seinen Schlussworten. Er sei in den Medien falsch dargestellt worden.
«An diesem 13. Januar 2012 bin auch ich zum Teil gestorben», sagte er. «Es ist schwierig, das ein Leben zu nennen, was ich lebe.» Anschliessend versagte dem Unglückskapitän die Stimme, unter heftigem Schluchzen brach er sein Statement ab.
Nebenkläger hatten immer wieder betont, dass Schettino nicht alleine für das Unglück verantwortlich gemacht werden könne. Auch die Reederei Costa Crociere treffe eine Schuld, unter anderem wegen technischer Defekte.