Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat nach Angaben eines syrischen Provinz-Gouverneurs antike Statuen in einem Museum der Weltkulturerbestätte Palmyra zerstört. Zudem sollen im antiken römischen Theater mehrere Menschen exekutiert worden sein.
Die Dschihadistenmiliz habe 20 Männer erschossen, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), Rami Abdel Rahman, am Mittwoch. Die Männer seien beschuldigt worden, Schiiten und Alawiten zu sein, die für die Regierung gekämpft hätten. Sie seien vor einer Menschenmenge in dem Theater der antiken Stadt erschossen worden.
Die Beobachtungsstelle hatte am Sonntag gemeldet, dass die IS-Miliz seit der Einnahme der Wüstenstadt mehr als 200 Menschen ermordet habe. Demnach wurden in und um Palmyra seit dem 16. Mai 67 Zivilisten sowie 150 Kämpfer der Regierungstruppen hingerichtet.
Unter den Opfern seien 14 Kinder und 12 Frauen, teilte die in Grossbritannien ansässige Beobachtungsstelle mit, die sich auf ein Netzwerk von Ärzten und Aktivisten in Syrien stützt. Ihre Angaben können von unabhängiger Seite nicht geprüft werden. Staatsmedien hatten zuvor berichtet, die IS-Miliz habe in Palmyra etwa 400 Zivilisten getötet.
Statuen zerschmettern
Laut Angaben des Provinzgouverneurs fing der IS nun damit an, die Kulturstätten zu zerstören. Einige der Skulpturen im Museum von Palmyra seien von Extremisten zerschmettert worden, sagte der Chef der Provinz Homs, Talal Barazzi, der Nachrichtenagentur dpa. «Wir haben unbestätigte Berichte erhalten, dass auch einige Statuen im Baal-Tempel zerstört worden sind.»
Der IS hatte die historische Oasenstadt in Zentralsyrien vor knapp einer Woche von Regimetruppen erobert. Die gleichnamige Ruinenstätte gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als eine der bedeutendsten Kulturstätten im Nahen Osten.
Über Beschädigungen der Bauten wurde zunächst nichts bekannt. Im Nordirak hatten IS-Anhänger bereits im Frühjahr Kulturstätten vernichtet, etwa die Ruinen der Jahrtausende alten Stadt Nimrud.
Kurz vor dem Einfall des IS waren laut UNESCO etwa 400 Statuen in Sicherheit gebracht worden. Gemäss einer radikalen Islam-Interpretation sind Bilder und figürliche Darstellungen von Menschen verboten.