Die Zeitungshitparade hat sich im vergangenen Jahr nicht verändert. Mit Abstand am meisten wird nach wie vor die Pendlerzeitung «20 Minuten» gelesen. Sie erreicht fast 1,6 Millionen Leserinnen und Leser; der «Blick am Abend» kommt auf die Hälfte.
Die meistgelesene Bezahlzeitung ist der «Blick» mit einer Reichweite von 720’000 Personen. Der Abstand zur zum «Tages-Anzeiger», der in der Hitparade Platz vier belegt, beträgt weit über 200’000 Leserinnen und Leser: Die Reichweite des Tagis beträgt 504’000 Personen, wie aus den neuesten Zahlen der MACH-Basic-Studie «2013-2» der WEMF AG für Werbemittelforschung hervorgeht.
Obwohl ein Vergleich mit den Zahlen des letzten Jahres verlockend ist, so ist er dieses Jahr nicht zulässig. Der Grund dafür ist eine grundlegend neue Berechnungsmethode bei den Leserschaftszahlen.
Neue Leserschichten erschlossen
Die WEMF hat für die Befragungen eine neue Stichprobe gewählt, die auch Personen berücksichtigt, die nur per Handy erreichbar sind oder deren Festnetzanschluss nicht eingetragen ist. Damit erhält die Stichprobe «20 Prozent Auskunftspersonen aus Bevölkerungsschichten, die bisher nicht befragt werden konnten», schreibt die WEMF.
Neu sind auch die computergestützten Interviews, die es den Befragern ermöglicht haben, den Befragten Logos der Zeitungen und Magazine vorzulegen. Und neu ist auch die Hochrechnungsbasis. Sie basiert nicht mehr auf der Volkszählung aus dem Jahr 2000 und deren Aktualisierung, sondern neu auf der Statistik der Bevölkerung und der Haushalte sowie der Strukturerhebung des Bundes.
Wegen dieser Neuerungen lassen sich die Gründe für die teils markante Zu- oder Abnahme der Leserzahlen nicht herausfiltern: Sie sind entweder auf Entwicklungen im Lesermarkt zurückzuführen oder aber noch wahrscheinlicher auf die methodischen Veränderungen, erklärt die WEMF.
Daher bleibt die Frage unbeantwortet, weshalb die Blick-Erzeugnisse gemäss neuester Erhebung von teils weit über 100’000 Leserinnen und Lesern mehr durchgeblättert werden. Oder wie es kommt, dass auch die «Neue Luzerner Zeitung» und die «Neue Zürcher Zeitung» zulegen, die «Weltwoche», die «SonntagsZeitung» oder die «WOZ» aber teils massiv verloren haben.
Frauen lesen am Sonntag weniger
Die neue Statistik der WEMF verrät jedoch viel über die Vorlieben der Lesenden. So ist augenfällig, dass mehr Männer die Sonntagszeitungen lesen, Frauen dafür öfter die Tageszeitungen. Einzig bei der NZZ und dem Tagi lässt sich diese Beobachtung nicht bestätigen.
Auffällig ist auch, dass viel mehr Männer die Pendlerzeitungen «20 Minuten» (898’000) und «Blick am Abend» (440’000) lesen, während im Vergleich viele Frauen die Finger davon lassen (666’000 und 340’000).
Wenig überraschend ist die Geschlechterverteilung bei den Wochenzeitungen und Magazinen. Wirtschaftstitel finden beim männlichen Publikum mehr Anklang; dafür lesen mehr Frauen als Männer den «Beobachter» oder das «Magazin». Das «NZZ Folio» wiederum geht durch mehr Männer- als Frauenhände.
Je älter desto Zeitung
Beim Alter der Leserschaft zeigt sich, dass – mit wenigen Ausnahmen – die Leser über 55 Jahren am meisten Zeitungen lesen. Die Zahlen widerspiegeln den Trend, dass immer weniger Junge eine Papierzeitung in die Hand nehmen.
Die 35- bis 54-Jährigen greifen öfter zur Papierzeitung als die Jungen. Einzig bei den Pendlerzeitungen sind die jungen Leserinnen und Leser zwischen 14 und 34 Jahren in der Überzahl.