Bei Stammeskämpfen im Südsudan sind mehr als 200 Menschen getötet sowie hunderte Frauen und Kinder entführt worden. Der Gouverneur des Bundesstaates Jonglei im Nordwesten des Landes, Kuol Manyang, sagte am Montag, 223 Menschen seien getötet und 150 verletzt worden.
Überdies seien rund 300 Frauen und Kinder entführt worden. Angreifer vom Stamm der Murle hätten am Wochenende Mitglieder des verfeindeten Stamms der Lou Nuer überfallen und zudem rund 100’000 Rinder gestohlen, sagte er. Eine unabhängige Bestätigung für die Zahlen gab es nicht.
Die Hilfsorganisation International Medical Corps (IMC) teilte mit, rund 60 Verletzte versorgt zu haben. Die meisten von ihnen hatten demnach Schussverletzungen und Knochenbrüche. Ein Mensch sei auf dem Weg ins Spital gestorben. Ein Team von Hilfskräften habe am Ort der Überfälle die Leichen von im Kampf getöteten Menschen gesehen, hiess es in der Mitteilung.
Die Überfälle stehen möglicherweise im Zusammenhang mit Gewaltausbrüchen zwischen den verfeindeten Stämmen der Murle und der Lou Nuer in der Region Anfang des Jahres. Örtliche Verantwortliche hatten damals von rund 3000 Toten gesprochen, die UNO schätzte die Zahl auf „dutzende, möglicherweise hunderte“.
Seither hielt die Gewalt in Jonglei an, rund 150 weitere Menschen kamen ums Leben. Am Montag habe eine Entwaffnungs-Kampagne in Jonglei begonnen, bei der rund 20’000 Waffen eingesammelt werden sollten, sagte Gouverneur Manyang.
Die südsudanesische Regierung hatte Jonglei zum Notstandsgebiet erklärt und rund 3000 zusätzliche Sicherheitskräfte mobilisiert. Jonglei gehört zu den Gebieten, die am stärksten von dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg im ehemaligen Sudan betroffen waren.