200 Tote durch Lawine in Afghanistan befürchtet

Bei dem Lawinenunglück im Nordosten Afghanistans vor gut einer Woche sind nach UNO-Angaben womöglich 200 Menschen getötet worden. Von den Bewohnern des unter Schneemassen begrabenen Dorfes Dispai in der Bergprovinz Badachschan seien rund 50 tot geborgen worden.

Suche nach Lawinenopfern in Afghanistan (Archiv) (Bild: sda)

Bei dem Lawinenunglück im Nordosten Afghanistans vor gut einer Woche sind nach UNO-Angaben womöglich 200 Menschen getötet worden. Von den Bewohnern des unter Schneemassen begrabenen Dorfes Dispai in der Bergprovinz Badachschan seien rund 50 tot geborgen worden.

Die 145 noch Vermissten seien „vermutlich tot“, teilte das UNO-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe am Samstag mit. Das Dorf Dispai, in dem 199 Menschen lebten, war am Sonntag vergangener Woche von einer Lawine verschüttet worden.

Sie war durch einen Temperaturanstieg nach heftigen Schneefällen ausgelöst worden. Der afghanische Fernsehsender Tolo News strahlte am Samstagabend Bilder aus, die völlig vom Schnee bedeckte Häuser in Dispai zeigten. Zudem waren darauf rund ein Dutzend bisher geborgene Leichen zu sehen, die mit weissen Tüchern bedeckt waren.

Hilfseinsätze in der Region werden laut UNO durch die Wetterbedingungen fast unmöglich gemacht. So sei Dispai kaum zugänglich, da auch die einzige Zufahrtstrasse durch Schneemassen blockiert sei, erklärte das UNO-Büro weiter. Der Einsatz von Helikoptern sei nicht möglich, da die Drehungen der Rotorblätter womöglich weitere Lawinen auslösen könnten.

Deshalb suchten die Bewohner angrenzender Dörfer und örtliche Sicherheitskräfte nach den Verschütteten, sagte der Chef des Provinzrates, Sabiullah Atik, der Nachrichtenagentur AFP.

Einem Sprecher der Lokalregierung zufolge wurden bisher 56 Tote geborgen. Der Parlamentsabgeordnete Fausi Kofi aus Badachschan sprach von einer „enormen Katastrophe“.

Überschwemmungen drohen

„Diese Tragödie ist wahrscheinlich die erste in einer langen Reihe für die nahe Zukunft“, teilte der UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe, Michael Keating, mit. Nach den Lawinen in Folge des heftigen Schneefalls drohten vielen Regionen Afghanistans „heftige Überschwemmungen“, wenn die Schneemassen im Frühjahr tauen.

Das Land am Hindukusch erlebt derzeit den kältesten Winter seit mindestens 15 Jahren. In Badachschan wurden im Zusammenhang mit der Kälte bereits mehr als 90 Todesfälle registriert. Unter den Opfern sind 35 Kinder, die Ende Februar binnen zwei Tagen an Lungenentzündung starben.

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