Dieses Jahr sollen das erste Mal mehr Internetaufrufe von mobilen Datenträger aus gemacht werden, als von stationären PCs. Jetzt werden wir alle zu sogenannten «digitalen Nomaden». Oder sind Sie es schon?
Die digitale Zukunft ist mobile, heisst es immer wieder, was soviel bedeutet, dass sich in Zukunft praktisch alles auf und mit und in mobilen Endgeräten abspielen wird. Nun wurde vorausgesagt, dass im Jahr 2014 das erste Mal mehr mobile Internetzugriffe stattfinden werden als stationäre – damit wäre Steve Jobs post PC-era definitiv erreicht. Wobei neben den Smartphones und den Tablets die Smart Watch oder die Google Glasses den Trend in Richtung digitale Kommunikation mit mobilen Endgeräten noch weiter verdeutlicht.
Cloudbasierte Dienste, Apps und das Ziel, Informationen jederzeit nahtlos zwischen mehreren Geräten zu synchronisieren, stehen dabei im Vordergrund. Der neue Datentransferpartner Airdrop des iOS7 von Apple ist dafür nur ein Beispiel von vielen. Dass solche Entwicklungen nicht spurlos an uns Nutzer vorbeigehen, sondern uns in unserem Handeln stark beeinflussen, ist vermutlich längst keine Neuigkeit mehr. Und wer daran zweifelt, wie stark die Medien unser Leben mitbestimmen, erinnere sich daran, wann er oder sie das letzte mal vergeblich auf einem Bildschirm herumgedrückt hat, um bloss wenige Sekunden später festzustellen, dass dieses alte Gerät noch keinen Touchscreen besitzt. Dabei ist genau «In touch»-sein das A und O der gegenwärtigen Entwicklung.
Alles digitale Nomaden
Bisher galten vor allem Journalisten, Fotografen, irgendwelche Marketing-Betreiber, Web-Designer, Grafiker und andere Arten von «Wissens-Arbeitern» als sogenannte Digitale Nomaden. Diese brauchen nur Internet und ein mobiles Endgerät um von zu Hause aus, im Hotel, im Café oder in der Bibliotheken zu arbeiten (und natürlich Geld zu verdienen).
Mobile stellt den Desktop in den Schatten und hat damit enormen Einfluss auf die Gesellschaft. Jedes Smartphone ist jederzeit in der Lage, jegliche Endgeräte unabhängig von Ort und Zeit miteinander zu verbinden. Und demzufolge kann damit alles immer und von überall her gemacht werden – auch wenn wir uns mehrheitlich nur zwischen Zuhause und dem Büro hin und her bewegen, sind wir unterdessen (fast) alle solche sesshaften, digitalen Nomaden geworden.
Das Smartphone weiss alles
Die Zukunft ist mobile, weil Unterwegssein das Zuhausesein ersetzt hat. Zunehmend werden auch über das Smartphone ermittelte Kontextinformationen an Relevanz gewinnen. Dann wird die so oft gehört und selber gestellte Frage «Wo bist du gerade?» so überflüssig wie die Allerweltsfrage nach dem Wetter. Beides weiss der Anrufer, E-Mailschreiber oder auch Arbeitgeber sofort. Das Smartphone verrät es ihm.
Die App der Tate-Gallery führt uns dies zur Zeit noch spielerisch vor Augen: Je nach Ort (Geolocation), Stimmung (zuletzt gehörte Musik), Geräusche, Temperatur und Wetter an dem Ort, wo man sich gerade befindet, kann diese App dem User ein, in diesem Moment perfekt zu ihm und seiner Stimmung passendes, Bild zuweisen. Das ist zwar keine künstliche Intelligenz, aber trotzdem ein bisschen unheimlich.
Je mehr wir unser Smartphone und die Technik dahinter nutzen, desto mehr lernt diese dazu. Und je mehr das Gerät lernt und kann, desto mehr werden wir es wiederum nutzen. Und indem das schlaue Telefon in unserer Tasche das Wissen des ganzen digitalen Gedächtnisses mit unserem kombiniert, ist es innert kürzester Zeit weitaus smarter als wir. Oder wissen Sie auf Anhieb wo und wann und mit wem sie zuletzt gesprochen haben, das letzte Foto geknipst, die letzte SMS geschrieben und mit wem sie zurzeit am meisten kommunizieren?