Das Jahr 2015 war für die Aargauer Kantonspolizei ein Jahr der Extreme. Es wurden mehr Tötungsdelikte als bisher und die grösste Anzahl von Verkehrstoten in den letzten zehn Jahren verzeichnet. Auf der anderen Seite nahm die Zahl der Raub- und Einbruchsdelikte stark ab.
Die Aargauer Kantonspolizei habe auch 2015 hervorragende Arbeit geleistet, lobte der für das Polizeiwesen zuständige Regierungsrat Urs Hofmann (SP) an einer Medienkonferenz in Schafisheim den Einsatz der Polizisten und Polizistinnen. Die Anforderungen seien letztes Jahr sehr hoch gewesen.
Das im Verhältnis zur Bevölkerung nahezu kleinste Polizeikorps der Schweiz habe eine überdurchschnittliche Leistung erbracht, sagte Hofmann. Falls aber der Grosse Rat weitere Sparmassnahmen beschliesse, welche die Polizeiarbeit betreffen, werde die Sicherheit im Kanton allerdings beeinträchtigt.
Keine Neuigkeiten zum Vierfachmord von Rupperswil
Noch keine weiteren Erkenntnisse konnte die Aargauer Polizei zum Tötungsdelikt von Rupperswil bekanntgeben, das sich genau vor drei Wochen nur wenige hundert Meter vom Ort der Medienkonferenz entfernt ereignet hatte. Er hoffe, dass das grosse Engagement der Polizei und der Staatsanwaltschaft möglichst bald erfolgreich sein werde und dass der oder die Täter dieser ruchlosen Tat ihrer gerechten Bestrafung zugeführt würden, sagte Hofmann.
Auch Kripochef Markus Gisin streifte die Bluttat vom 21. Dezember in seiner Jahresbilanz nur am Rande. Noch nie seien im Kanton Aargau so viele Tötungsdelikte wie 2015 verübt werden. Von 20 Tötungsdelikten wurden 14 vollendet und sechs versucht.
Im langjährigen Mittel sind es laut Gisin jährlich jeweils 10 bis 12 Tötungsdelikte. Besonders bewegend sei 2015 gewesen, dass in zwei Fällen vier Tote zu beklagen waren: am 9. Mai in Würenlingen, wo mit dem Täter selber noch ein fünftes Opfer dazu kam, und am 21. Dezember in Rupperswil.
Die Anzahl der Gewaltdelikte über alles nahm 2015 im Kanton Aargau nicht zu, ebenso die Anzahl der Straftaten gegen die sexuelle Integrität. Bei den Raubdelikten konnte eine Abnahme von 50 Prozent verzeichnet werden. Um 15 bis 20 Prozent reduzierten sich auch die Fallzahlen bei der Vermögenskriminalität, das heisst vor allem bei den Einbruchdiebstählen.
Einbrecherjagd als Schwerpunkt
Die Bekämpfung ausländischer Serientäter, die von dieser Delinquenz lebten, sei einer der Schwerpunkte der Kantonspolizei im vergangenen Jahr gewesen, sagte Polizeikommandant Michael Leupold. Man habe viel investiert in diesen Bereich, etwa dadurch, dass man den Kontrolldruck erhöhte habe.
Bei der Wirtschaftskriminalität blieb die Anzahl der Fälle gleich. Allerdings nahm die Höhe der Deliktsumme zu und betrug 2015 nicht weniger als 97 Millionen Franken, gegenüber 2,5 Millionen im Jahr davor.
Einen grossen Schlag gelang der Aargauer Kantonspolizei im vergangenen Jahr mit der Zerschlagung eines grossen Dopingrings. In mehrmonatiger Ermittlungsarbeit und in Zusammenarbeit mit anderen Korps wurde ein Untergrundlabor ausgehoben und Vermögenswerte im Wert von mehreren Millionen Franken sichergestellt.
Viele Verkehrstote und ein extremer Raser
Kein leichtes Jahr war 2015 auch für die Aargauer Strassenpolizei. Mit 28 Verkehrstoten wurden so viele Opfer wie noch nie in den letzten 10 Jahren registriert. Allein beim Selbstunfall vom 26. September in Rheinfelden kamen beim anschliessenden Brand des Autos fünf Insassen ums Leben.
Es habe sich dabei um einen Einzelfall gehandelt, sagte Rudolf Scherer, der Abteilungschef der Mobilen Einsatzpolizei. Nur in einem von 1000 ähnlichen Fällen beginne ein Auto zu brennen.
Unter den total 28 Verkehrstoten auf Aargauer Strassen befanden sich nicht weniger als 11 Senioren oder Seniorinnen. Die demografische Verschiebung der Altersstruktur allgemein zugunsten älterer Bevölkerungsgruppen verminderten die Unfallrisiken durch Neulenker, sagte Scherer.
Erneut im Visier hatte die Polizei die Schnellfahrer. 112 Fahrzeuglenkern wurde 2015 der Führerausweis an Ort und Stelle entzogen. Einer der Raser war mit 236 km/h über die Autobahn gebrettert. Es handelte sich um den Höchstwert der letzten zehn Jahre. Selbst bei optimalen Verhältnissen betrage der Bremsweg bei einer solchen Geschwindigkeit 350 Meter.