Knapp ein Jahr nach der Giftschlammkatastrophe nahe der brasilianischen Stadt Mariana mit 19 Toten müssen sich 21 Personen wegen Mordes vor Gericht verantworten. Sie werden beschuldigt, die Sicherheit dem Profit geopfert zu haben.
Ein Dammbruch in einem Eisenerzbergwerk hatte damals die grösste Umweltkatastrophe des Landes ausgelöst. Zu den Beschuldigten gehören unter anderem der frühere Chef des Betreiberunternehmens Samarco, Ricardo Vescovi, sowie sein Geschäftsführer Kleber Terra.
Aus Profitgier hätten sie die Produktion erhöht, dabei alle Sicherheitsmassnahmen ausser Acht gelassen und den Tod von Menschen billigend in Kauf genommen, sagte Staatsanwalt José Leite Sampaio am Donnerstag während einer vom Fernsehen übertragenen Medienkonferenz in Belo Horizonte, der Hauptstadt des betroffenen Bundesstaats Minas Gerais. Den Angeklagten drohen bis zu 30 Jahre Haft.
Am 5. November 2015 war der Damm eines Klärbeckens von Samarco mit giftigen Stoffen aus der Bergbauindustrie gebrochen. Der Giftschlamm begrub das Bergarbeiterdorf Bento Rodrigues unter sich, 19 Einwohner kamen ums Leben.
Giftstoffe in Fluss und Ozean
Die Giftstoffe gelangten auch in den Fluss Río Doce und später in den 650 Kilometer entfernten Atlantik. Tausende Tiere verendeten, hunderttausende Menschen hatten kein sauberes Trinkwasser mehr, und noch an der Atlantikküste erlitten Tourismus und Fischerei Einbussen.
Der Minenbetreiber Samarco gehört dem brasilianischen Eisenerzriesen Vale und dem australisch-britischen Bergbaukonzern BHP Billiton. In einer ersten Reaktion wies Vale die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft «kategorisch» zurück. BHP sicherte den Angeklagten ihre «volle juristische Unterstützung» zu.
Samarco hatte im vergangenen März einer Zahlung von umgerechnet 5,7 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 15 Jahren zugestimmt, um die Opfer zu entschädigen und die Umweltschäden zu beheben. Zwei Monate später verklagte die Staatsanwaltschaft Vale und BHP auf Zahlung von weiteren 48 Milliarden Dollar Schadenersatz.