Beim Einsturz einer Fassade an einem Kasernengebäude nahe der sibirischen Stadt Omsk sind 23 Soldaten ums Leben gekommen. 19 Soldaten konnten lebend aus den Trümmern geborgen werden. Ermittler gingen Hinweisen auf Baupfusch nach.
Viele Verletzte seien mit Quetschungen und Knochenbrüchen in Spitäler gebracht worden, sagte Igor Konaschenkow, der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, am Montag der Agentur Interfax zufolge. Bei einigen bestehe Lebensgefahr. Rettungsflugzeuge brachten einige Verletzte in die mehr als 2000 Kilometer weit entfernte russische Hauptstadt Moskau.
Als die viergeschossige Unterkunft in dem Ausbildungszentrum der Luftstreitkräfte in in Swetly nahe der Millionenstadt Omsk einstürzte, schliefen die meisten Soldaten.
Strafverfahren gegen Baufirma
Die Ursache für das Unglück am Rande von Omsk war zunächst unklar. Das Gebäude war Behörden zufolge unlängst saniert worden. Ermittler schlossen einen möglichen Baupfusch nicht aus.
Der Boulevard-Fernsehsender Lifenews berichtete, dass Billigarbeitskräfte, darunter Drogen- und Alkoholabhängige, für die Sanierung eingesetzt worden sein sollen. Die Behörden machten dazu keine Angaben.
Die Ermittler eröffneten ein Strafverfahren gegen die Baufirma wegen Fahrlässigkeit und Verstosses gegen die Sicherheitsvorschriften. Den Schuldigen drohe bis zu zehn Jahre Haft, sagte der Sprecher der nationalen Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin.
Weinende Eltern
Das russische Fernsehen zeigte Bilder von den nächtlichen Rettungsarbeiten. Soldaten bildeten eine Menschenkette, um den Schutt beiseite zu räumen und Verschüttete zu retten. Die jüngsten Opfer waren 18 Jahre alt. Spürhunde waren im Einsatz.
Zudem waren Bilder weinender Eltern an der Unglücksstelle zu sehen. Sie würden auch von Psychologen betreut, sagte Konaschenkow. Präsident Wladimir Putin ordnete Hilfe für die Verletzten sowie für die Hinterbliebenen an, wie Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mitteilte.
Verteidigungsminister Sergej Schoigu unterbrach seinen Urlaub und wies Rettungsflüge für die Verletzten in die Metropolen Moskau und St. Petersburg an. Dort gilt die ärztliche Versorgung als besser. Ausserdem sollten alle von der Firma sanierten Gebäude in den Garnisonen nun überprüft werden, sagte Schoigu Medien zufolge.
Kein Einzelfall
Ähnliche Bilder einer eingestürzten Hausfassade gab es bereits am Samstag aus der Ural-Region. Beim Einsturz der Eckfassade eines fünfstöckigen Wohnhauses starben in der Millionenstadt Perm zwei Bewohner.
Die tragende Konstruktion des in den 1950er Jahren gebauten Hauses sei womöglich marode gewesen, teilten Ermittler mit. Sie nahmen den 27 Jahre alten Chef der Hausverwaltungsfirma fest.