Das alternative Mitmachradio Kanal K in Aarau feiert am Samstag sein 25-jähriges Jubiläum mit einem rauschenden Fest. Im vergangenen Vierteljahrhundert wurde Kanal K vom Polit- zum Jugendsender. Bei den Regionalradios und -fernsehen gilt er als Talentschmiede.
Gefeiert wird die Gründung der IG Regionalradio vom 5. Mai 1987. Ein Jahr später rauschten die ersten nicht-kommerziellen Radiowellen über den Aargau. Für sechs Wochen Testbetrieb ging 1988 Radio ALORA auf Sendung.
Damals herrschte grosse Euphorie. Vor dem Mikrophon sassen vor allem links-alternative und gewerkschaftlich gesinnte Moderatoren sowie der Landeskirche nahe stehende Personen. Sie sahen das Alternativradio als politisches Medium.
Die Macher von ALORA bewarben sich schliesslich für eine der beiden freien Konzessionen, die der Bund für den Aargau ausgeschrieben hatte. Da es nur eine Frequenz gab, musste diese gesplittet werden: Radio Argovia erhielt die Frequenz, unter dem „Aargauer Regionalradio“ gingen die Radiomacher von ALORA vier Stunden pro Woche auf Sendung.
Schwierige Frequenzteilung
Der geteilte Äther lief nicht ohne Zwischentöne: So sendete Argovia vor dem „Fenster“ oft Ländler oder kündigte an: „nun kommen die Chaoten auf der Frequenz“. Das Regionalradio startete als Kontrast mit einem Urschrei seine Sendungen.
Die sieben Jahren von 1990 bis 1997 als Fenster auf der Argovia-Frequenz sind Michael Berger, Geschäftsleiter von Kanal K, als „Riesenkrampf“ in Erinnerung. Beispielsweise traf es sich, dass an der Europameisterschaft 1996 die Schweizer Nationalmannschaft ausgerechnet an einem Abend des Regionalradios gegen Holland spielte.
Eine Anfrage von Argovia, ob sie den Donnerstagabend ausnahmsweise abtreten würden, lehnte das Aargauer Regionalradio ab und kommentierte den Match selber in satirischer Form. Viel beobachtet wurde damals die „Glosse aus der Gosse“ von Ruben Meier.
Die Euphorie von ALORA wich schnell einmal Ernüchterung – wöchentlich mussten nun nach Feierabend Sendungen produziert werden. So wandelte sich das Regionalradio zu einem Mitmachradio. Heute stellen bei Kanal K 250 freie Sendungsmacher das Progamm.
Ab 1997 eigene Frequenz
Seit dem 1. April 1997 ist Kanal K auf der alten Frequenz von Radio Argovia auf Sendung. Argovia hatte 94,9 MHz verlassen und auf 90,3 MHz gewechsel, weil 94,9 MHz eine Monofrequenz war. Techniker von Kanal K schafften es jedoch, sie zu einer Stereofrequenz umzubauen.
Kanal K sendet in spanisch, portugiesisch, indonesisch – insgesamt 30 Fremdsprachen sind wöchentlich am Sender zu hören. Immigranten berichten über ihre Heimatländer. Während des Jugoslawien-Krieges berichteten Flüchtlinge aller beteiligten Gruppen über den gleichen Sender aus ihrer Heimat.
Die Vielsprachigkeit wird auch vom Aargauer Kuratorium und von Beiträgen aus den Rundfunkgebühren unterstützt. Nicht zuletzt lebt Kanal K jedoch von Mitgliederbeiträgen und von Gönnern. Unterstützt wird auch das Beschäftigungsprogramm „stage-on-air“, bei dem rund 20 Arbeitslose ein halbes Jahr Radio machen können.
Vom Polit- zum Jugendradio
Fest angestellt sind heute lediglich sieben Personen (350 Stellenprozente). Zusätzlich bildet Kanal K Praktikanten aus, die nicht selten den Sprung zu Radio Argovia, Radio 32 oder Tele M1 schaffen. Die AZ-Mediengruppe honoriert das mit einem jährlichen Ausbildungsbeitrag. Das Verhältnis zum Alternativradio ist heute entspannt.
Von den politischen Anfängen hat sich das Aargauer Alternativradio weitgehend zum Jugend- und Musikradio gewandelt. Gespielt werden nur Lieder, die nicht älter als zwei Jahre alt sind. Regionale und Schweizer Musik machen einen Fünftel des Programms aus.
Die Musik steht denn auch beim Jubiläumsfest im Mittelpunkt. Im Aargauer KiFF spielen am Samstag unter anderem Urban Junior and (K)nights of Trash und My Heart Belongs To Cecilia Winter. Natürlich baut Radio Kanal K vor Ort ein Studio auf und berichtet live.