Die Lega dei Ticinesi feiert heute Sonntag ihr 25-jähriges Bestehen. Aus der kleinen Protestbewegung um den mittlerweile verstorbenen Giuliano Bignasca entwickelte sich in einem Vierteljahrhundert ein politisches Schwergewicht mit zweifacher Regierungsbeteiligung.
Am 17. Januar 1991 sei die Gründungssitzung der «Bewegung» veranstaltet worden, teilte die Lega auf ihrer Homepage mit – am 20. März soll nun das 25-jährige Bestehen gefeiert werden. Bereits 1990 hatte der 2013 verstorbene Lega-Gründer Giuliano Bignasca die Gratis-Sonntagszeitung «Il mattino della Domenica» (Der Sonntagmorgen) aus der Taufe gehoben.
Seither hat die Lega die politische Landschaft im Tessin radikal verändert: Mit Claudio Zali und Norman Gobbi stellt sie heute zwei von fünf Regierungsräten im Tessin. In Lugano, der grössten Stadt des Tessins, ist Lega-Mann Marco Borradori Bürgermeister. Bei den Kantonswahlen 2015 holte sie die zweitmeisten Sitze im Kantonsparlament. Zuletzt versuchte Gobbi, jedoch im Gewand der SVP, vergeblich erster Tessiner Bundesrat seit 1999 zu werden.
«Bewegung» mit Eigenheiten
Die Lega agiert trotz oder gerade wegen ihrer politischen Erfolge weiter in dem Selbstverständnis, keine politische Partei, sondern eine «Bewegung» zu sein. Regelmässige Parteikongresse mit Traktandenlisten und das Verfassen von Parteiprogrammen seien kein Markenzeichen der Lega, sagte der Tessiner Politologe an der Universität Lausanne, Oscar Mazzoleni, auf Anfrage der sda.
Für die Lega gelte: «Kommunikation geht vor Strukturen.» Es sei die einzige politische Gruppierung der Schweiz, die sich über so einen langen Zeitraum behauptet habe, ohne ein wirkliches Mitgliedersystem zu kennen, sagt Mazzoleni.
Auf rund 80’000 Personen kann ihm zufolge die Leserschaft des Lega-Blatts «Mattino della Domenica» beziffert werden, das regelmässig Boulevard und politische Attacke vermische.
Doppelgesichtige Lega
Seit der Wahl von Marco Borradori 1995 in die Kantonsregierung betreibe die Lega erfolgreich eine «zweischneidige» Politik zwischen Regierungsverantwortung und Opposition.
Bei den Themen EU, Grenzgängern und dem Verhältnis zu Bern beherrsche die Lega den politischen Diskurs, sagte der Politologe. Damit habe sie zu einem «spezifischen Regionalismus» im Tessin beigetragen, der mittlerweile auch von den meisten anderen Parteien politisch bewirtschaftet wird.