Der als «falscher Rockefeller» bekannt gewordene Deutsche Christian Karl Gerhartsreiter ist in den USA wegen Mordes zu mindestens 27 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er könnte lebenslang in Haft bleiben, falls Anträge auf vorzeitige Entlassung scheitern sollten.
Der 52-jährige Gerhartsreiter zeigte bei der Verkündung des Strafmasses am Donnerstag vor einem Gericht in Los Angeles keine Regung. Der gebürtige Bayer war im April schuldig gesprochen worden, 1985 den Sohn seiner damaligen Vermieterin getötet zu haben. Die Leiche von John Sohus wurde erst neun Jahre später gefunden.
Die Ermittler verdächtigen den Deutschen auch, die bis heute verschwundene Ehefrau des Opfers getötet zu haben – angeklagt war er in diesem Punkt aber nicht. Gerhartsreiter hatte in den USA eine Reihe von falschen Identitäten angenommen und sich zuletzt als Spross der berühmten Rockefeller-Familie ausgegeben.
Gerhartsreiter erschien im blauen Häftlingsanzug vor Gericht und wirkte deutlich abgemagert. Vor dem Urteilsspruch hatte er erneut seine Unschuld betont. «Ich habe das Verbrechen nicht begangen», sagte er vor den Augen mehrere Angehöriger der Sohus-Familie.
Nach Ansicht der Anklage liess der Deutsche die Leiche von John Sohus seinerzeit hinter dem Gästehaus in einem gehobenen Viertel von Los Angeles vergraben, in dem er sich damals einquartiert hatte.
Flucht nach Osten
Als die kalifornische Polizei sich für das Verschwinden des Ehepaares interessiert habe, sei Gerhartsreiter im Fahrzeug des Opfers quer durch die USA gefahren und habe sich an der Ostküste eine neue Identität aufgebaut.
Gerhartsreiter war vor mehr als drei Jahrzehnten in die USA emigriert und hatte sich vor seiner Festnahme unter anderem auch als Hollywood-Produzent und englischer Aristokrat ausgegeben. Zehn Jahre lang lebte er ohne Führerschein und Bankkonto, unterzeichnete keine Leasing-Verträge und unternahm auch keine Flugreisen, um unerkannt zu bleiben.
Die Lügengebäude von Gerhartsreiter kamen zum Einsturz, als er vor vier Jahren nach einer Scheidung und einem Sorgerechtsstreit in Boston wegen der Entführung seiner damals siebenjährigen Tochter vor Gericht stand. Der Deutsche wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt, ausserdem wurden damals die Ermittler im Mordfall in Los Angeles auf ihn aufmerksam.