«3 Zimmer/Küche/Bad»

Wird eine Maus mit einem Mausklick gefüttert? Oder gefangen? Was lernen Digital Natives sonst noch so von ihren Eltern? Etwa auch etwas übers Leben in Gemeinschaften? Oder nur noch zügeln? In «3 Zimmer/Küche/Bad» erklärt der Vater Phillipp das Zusammenleben etwa so: «Das Leben ist wie eine Maschine, die jemand auf dem Dachboden fand. Niemand weiss, […]

Wird eine Maus mit einem Mausklick gefüttert? Oder gefangen? Was lernen Digital Natives sonst noch so von ihren Eltern? Etwa auch etwas übers Leben in Gemeinschaften? Oder nur noch zügeln?

In «3 Zimmer/Küche/Bad» erklärt der Vater Phillipp das Zusammenleben etwa so: «Das Leben ist wie eine Maschine, die jemand auf dem Dachboden fand. Niemand weiss, wozu das Ding gut ist, noch, wie es funktioniert. Ohne Gebrauchsanweisung wurstelt man, drückt da mal einen Knopf, ersetzt dort mal ein Teil, bis man es irgendwann mal den Kindern überlässt: Mach du mal! Du hast ja jetzt gesehen, wie das geht.» 

Jede neue Generation übernimmt die Familienmaschine, ohne sie zu verstehen. Wozu auch? Nach einem Mausklick ist ohnehin alles wieder anders. So hat das die Generation der Digital Natives gelernt, die jetzt in Wohngemeinschaften die Hauptrolle übernehmen – als digital naivs. Frech, wach, schonungslos altklug, und hoffnungslos überreif wursteln die WG-Bewohner an der Maschine der Eltern rum. Zwischen Umzugskartons wird all das notgedrungen Prekäre kurzfristig sichtbar. Längerfristige Projekte, wie ein Studium, oder Elternpflege, oder Liebe müssen halt mal auf später verschoben werden – per Mausklick.

«3 Zimmer/Küche/Bad» schildert lauter leise Begebenheiten in Beziehungen während Umzügen von einer Wohngemeinschaft in die nächste. Dabei dürfen wir eine Reihe von neuen Schauspielergesichtern am Werk sehen. Sie spielen tiefsinnig ein hochkomisches Drehbuch, das Bild, Text und Spiel raffiniert verstrickt. Wir dürfen uns zum gleichen Thema mal an einer Bild-Idee, mal an einer Text-Pointe, mal an einer kleine Schauspieler-Geste erfreuen. Die Komik entsteht nie, weil der Film sich bemüht eine Komödie zu sein. Sondern weil die Maschine vom Dachboden eben neuerdings solchen Aberwitz produziert: Ein Paar geht zusammen ins Kino, um sich nahe zu sein, bloss – nicht in der selben Stadt!

Wenn Sie «3 Zimmer/Küche/Bad» richtig erleben wollen, facebooken Sie vorher ihre Freundinnen, damit die mit ihnen in den Film gehen, zur selben Zeit – in anderen Städten. Das ist dann das neue Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn Sie noch zu den Händchenhalterinnen gehören, greifen Sie da bereits ins Leere. Wenn sie nicht mehr wissen, was Händchenhalten ist, können Sies ja mal googeln. Schicken Sie es ihrer Freundin per SMS.

 

 

 

 

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