Bei einem Anschlag der islamistischen Taliban auf einen Polizeikonvoi sind in der afghanischen Hauptstadt Kabul 30 Polizeikadetten getötet worden. 57 Menschen seien verletzt worden.
Das bestätigte der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki, am Donnerstagnachmittag in einem Interview des Senders Tolo TV. Zwei Selbstmordattentäter seien an dem Anschlag beteiligt gewesen, einer zu Fuss, einer in einem Auto. Die zweite Explosion wurde offenbar ausgelöst, nachdem die ersten Rettungskräfte eingetroffen waren. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.
Insgesamt waren fünf Busse des Konvois getroffen worden. Ein Video vom Tatort zeigte mindestens zwei von ihnen schwer beschädigt: einen mit abgerissener Haube, den anderen mit total verbeulter Hülle.
Der Doppelanschlag löste empörte Reaktionen aus. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani erklärte, die Taliban hätten mit dieser Tat mehr denn je ihre «gnadenlose, gemeine Natur offenbart». Die NATO-Mission «Resolute Support» verurteilte den Anschlag scharf und sagte, die Taliban liessen jeglichen Respekt für menschliches Leben vermissen. Die US-Botschaft in Kabul sagte in einer Stellungnahme, der Anschlag im heiligen Monat des Ramadan sei schrecklich.
Keine Aussicht auf Friedensgespräche
Fahrzeuge von Polizei, Militär und Regierung werden landesweit mittlerweile fast täglich angegriffen. Die Anschläge sind Teil einer von den Taliban mit Beginn ihrer Frühjahrsoffensive verkündeten Taktik zur Zermürbung der Streitkräfte und Regierung. Ausserdem halten die Taliban für Razzien vermehrt zivile Reisebusse an.
Sie haben in den vergangenen Monaten Hunderte Passagiere entführt, um vor allem Streitkräfte in zivil ausfindig zu machen. Allein im vergangenen Monat töteten sie mindestens 24 von ihnen.
Erst vor zehn Tagen waren bei einem Selbstmordanschlag der Taliban auf einen Bus mit nepalesischen Wachmännern der kanadischen Botschaft 15 Menschen getötet worden.
Seit dem Ende des internationalen NATO-Kampfeinsatzes Ende 2014 hat sich die Sicherheitslage deutlich verschlechtert. Zugleich gewinnt die IS-Terrormiliz in Afghanistan zunehmend an Einfluss.
Die Zukunft von Friedensgesprächen der afghanischen Regierung mit den Taliban ist ungewiss, seit die radikalislamische Terrorbewegung einen neuen Anführer hat. Mullah Haibatullah Achundsada war im Mai zum Nachfolger des durch eine US-Drohne getöteten Talibanchefs Mullah Achtar Mansur ernannt worden.
Kabul rief Achundsada bereits auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Ob er das tut oder eher seinem Vorgänger nacheifert und die Gespräche zurückweist, ist offen.