Rund 300 Personen haben in Lausanne gegen die Einstellung des Wochenmagazins «L’Hebdo» und die Restrukturierung bei der Zeitung «Le Temps» protestiert. Sie richteten Forderungen an das Verlagshaus Ringier Axel Springer Schweiz.
Zur Demonstration kam es am Donnerstag über Mittag vor dem Medienhaus des Verlages in der Stadt Lausanne. «Das ist keine Abschiedszeremonie, sondern eine für einen Neuaufbruch», sagte Michel Danthe, Präsident der Vereinigung der Redaktion und des Personals.
Zur angekündigten Einstellung des Wochenmagazins «L’Hebdo» komme eine massive Restrukturierung bei der Zeitung «Le Temps» hinzu, sagte Danthe. Die Journalisten haben die Hoffnung für eine Rettung des Titels noch nicht aufgegeben.
«Wir kämpfen dafür, dass Ringier nicht ausschliesst, den Titel an Übernahme-Interessenten abzutreten», sagte Danthe. Es gebe dazu aber noch kein konkretes Projekt.
«Ohne Pressevielfalt keine Demokratie»
Zur Demonstration erschienen besonders viele Medienschaffende, um ihre Solidarität auszudrücken. Von der Waadtländer Kantonsregierung waren Regierungspräsident Pierre-Yves Maillard (SP) und Pascal Broulis (FDP) anwesend. Dazu kam auch die SP-Ständerätin Géraldine Savary.
«Es gibt manchmal kleine Wunder», sagte Maillard. «Man kann Sachen erreichen, aber man muss dafür kämpfen und zusammen stehen,» sagte der Präsident der Kantonsregierung. Auch sein Amtskollege Pascal Broulis zeigte sich besorgt: «Ohne Pressevielfalt gibt es keine Demokratie.»
Die letzte Ausgabe sollte ursprünglich wie gewohnt am Donnerstag erscheinen. Wegen der vielen Arbeit an der 132 Seiten umfassenden letzten Ausgabe unter dem Titel «L’Hebdo, il était bon pour la tête» wird sie erst am Freitag herausgegeben.
Nach 36 Jahren eingestellt
Die Redaktion hatte am Samstag ihre Leser zu einem Brunch eingeladen und an der Ausarbeitung der letzten Ausgabe beteiligt. Der Verlag Ringier Axel Springer Schweiz hatte vor anderthalb Wochen angekündigt, dass das Wochenmagazin nach 36 Jahren eingestellt wird.
Dadurch verlieren 37 Mitarbeitende in den Redaktionen von «L’Hebdo» und «Le Temps» sowie dem Verlag ihre Stelle. Neben den Gewerkschaften Impressum und Syndicom drückten am Donnerstag auch die «Reporter ohne Grenzen» ihre Solidarität aus. Das Verschwinden beeinträchtige die Vielfalt und den Pluralismus der Presse in der Westschweiz ernsthaft.