Beim Geiseldrama in der algerischen Wüste sind mindestens 67 Menschen getötet worden. Der Terrorakt geht auf das Konto von Dschihadisten aus dem Norden Malis. Das sagte der algerische Ministerpräsident Abdelmalek Sellal am Montag in Algier.
32 Terroristen unterschiedlicher Nationalitäten seien aus dem von extremistischen Rebellen beherrschten Teil des Nachbarlands gekommen, sagte Sellal. Die Aktion sei zwei Monate lang für den Fall vorbereitet worden, dass Algerien dem Drängen Frankreichs nach militärischer Unterstützung im Nachbarland Mali nachgibt.
Die Terroristen konnten laut Sellal auf das Wissen eines in der Anlage beschäftigten Fahrers zurückgreifen. Unter den Angreifern seien Extremisten aus Mali, Algerien, Kanada, Ägypten, Tunesien, Niger und Mauretanien gewesen. 29 seien bei den Einsätzen der algerischen Armee getötet, drei der Dschihadisten seien gefangen worden.
Die Geiselnehmer hätten damit gedroht, die Anlage in die Luft zu sprengen, sagte Sellal vor Journalisten weiter. Sie seien aus dem Nachbarland Libyen nach Algerien gekommen und hätten dort zunächst einen Bus mit ausländischen Arbeitern auf dem Weg zu einem Flughafen in ihre Gewalt bringen wollen. Eine Armee-Eskorte des Busses habe die Entführung aber vereiteln können, sagte Sellal.
37 tote Ausländer
Bei Geiselnahme und Befreiungsaktionen sind laut der vorläufigen Bilanz Sellals 37 ausländische Geiseln aus acht Ländern getötet worden. Fünf Ausländer werden weiterhin vermisst. Sieben Leichen seien noch nicht identifiziert, hiess es.
Unter den Toten sind nach Angaben des US-Aussenministeriums drei US-Bürger. Sieben US-Staatsangehörige hätten die Tragödie überlebt, sagte Victoria Nuland vom US-Aussenministerium am Montag.
Zu den Todesumständen machte sie mit Verweis auf die Privatsphäre der Betroffenen keine Angaben. Bisher war nur der Tod von einem US-Bürger offiziell bestätigt worden. Unter den bestätigten Opfern sind zudem ein Franzose, zwei Rumänen, ein Kolumbianer, drei Briten, sechs Philippiner und sieben Japaner.
Das Schicksal von drei weiteren Japanern ist nach Angaben des japanischen Premiers Shinzo Abe noch unklar. Auf der Gasanlage von In Amenas waren nach offiziellen Angaben knapp 790 Menschen beschäftigt, darunter 134 Ausländer aus 26 Nationen.
Internationale Experten vor Ort
Zur Identifizierung der Leichen sind ausländische Experten in Algerien eingetroffen. Die Delegationen, die unter anderem aus den USA und Japan kommen, wollen nach einem Bericht des Senders Chaine 3 in einem Spital bei der Gasförderanlage In Amenas die Opfer untersuchen.
Mit der Erstürmung der Gasförderanlage hatte die algerische Armee am Samstag die Geiselnahme beendet. Nach anfänglicher Kritik wegen des harten Vorgehens der Militärs suchten mehrere Staaten den Schulterschluss mit Algerien. Die USA, Grossbritannien, Frankreich, Norwegen und Deutschland machten die Terroristen für das Blutbad verantwortlich.
Kanadier im Fokus
Auf der Suche nach den Hintergründen der Geiselnahme richtet die algerische Regierung ihren Blick auf einen Kanadier. Er sei unter den Extremisten gewesen und habe den Angriff auf die Erdgasanlage koordiniert, sagte Sellal.
Über die Zahl mutmasslich an der Geiselnahme beteiligter Kanadier gab es zunächst widersprüchliche Informationen: Das kanadische Aussenministerium sprach von der möglichen Verwicklung eines Staatsbürgers.
Aus algerischen Sicherheitskreisen war dagegen zuvor verlautet, zwei kanadische Islamisten seien in dem Industriekomplex tot aufgefunden worden. Das kanadische Aussenministerium erklärte, es werde sich zunächst um Detailinformationen bemühen.