Für Gräueltaten im Unabhängigkeitskrieg 1971 hat ein Sondertribunal in Bangladesch einen Islamistenführer zum Tode verurteilt. Nach dem Richterspruch vom Donnerstag lieferten sich Islamisten in mehreren Städten schwere Strassenkämpfe mit der Polizei.
Nach Medienberichten starben mindestens 34 Menschen, es gab viele Verletzte. Die Gesamtzahl der Toten ergibt sich aus Opferzählungen der Polizei aus 15 Bezirken, in denen es tödliche Ausschreitungen gab. Von ihnen starben mindestens 23 Menschen durch Schüsse bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizisten.
Nach Darstellung der Islamisten eröffnete die Polizei das Feuer auf die Demonstranten, wobei zahlreiche Menschen starben. Nach Polizeiangaben töteten Protestierende im Norden des Landes zwei Polizisten. Auch hätten die Demonstranten eine Brücke zwischen Dhaka und der Hafenstadt Chittagong in Brand gesetzt.
Parteichef zum Tode verurteilt
Das Gericht in der Hauptstadt Dhaka sprach Delawar Hossain Sayedee schuldig, in dem neunmonatigen Unabhängigkeitskrieg gegen Pakistan im Jahr 1971 an Morden, Plünderungen, Brandstiftung, Vergewaltigungen und der Zwangskonvertierung zum Islam beteiligt gewesen zu sein.
Nach Überzeugung des Gerichtes gehörte Sayedee damals einer brutalen pro-pakistanischen Miliz an. Sayedees Anwalt kündigte an, gegen das Urteil vorzugehen. Sein Mandant ist Vizepräsident von Jamaat-e-Islami, der grössten islamistischen Partei Bangladeschs.
Das Kriegsverbrechertribunal hatte bereits im Januar den früheren Jamaat-e-Islami-Chef Abul Kalam Azad wegen Kriegsverbrechen in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Er ist untergetaucht. Anfang Februar erhielt der stellvertretende Generalsekretär der Partei, Abdul Quader Mollah, eine lebenslange Haftstrafe.
Partei-Verbot gefordert
Seit mehr als drei Wochen demonstrieren Zehntausende friedlich in Dhaka und anderen Städten. Sie fordern für die Kriegsverbrecher die Todesstrafe und ein Verbot von Jamaat-e-Islami.
Ihnen stehen die islamistischen Demonstranten gegenüber. Sie kritisieren die Verfahren gegen 13 mutmassliche Kriegsverbrecher als „Schauprozesse“. Immer wieder kommt es zu tödlichen Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Das heutige Bangladesch war nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 zunächst ein Teil Pakistans. 1971 erkämpfte es sich in einem blutigen Krieg mit indischer Unterstützung die Unabhängigkeit. Nach Schätzungen von Historikern starben zwischen 300’000 und 3 Millionen Menschen.