Das diesjährige Festival del film Locarno widmet dem Hollywood-Regisseur Otto Preminger (1905-1986) eine grosse Retrospektive. Rund 40 Titel werden gezeigt, „in den besten verfügbaren 35-mm-Kopien“, wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten.
Wie schon bei den erfolgreichen Retrospektiven zu Ernst Lubitsch (2010) und Vincente Minnelli (2011) werden die Filmvorführungen von Gesprächen mit in Locarno anwesenden Filmemachern, Schauspielern und Filmkritikern begleitet.
„Das Kino Otto Premingers basiert auf der Genialität von darstellerischer Form und Erzählung“, meint Olivier Père, der künstlerische Leiter des Festivals. „Mit einem unübertroffenen Gefühl für die Balance verbindet er persönliche Schicksale mit der grossen Geschichte, Gewalt mit Besonnenheit, kalte Intelligenz mit Gefühl, hochmütige Skepsis mit Menschlichkeit“.
Von Wien nach Hollywood
Otto Preminger wurde 1905 im österreichisch-ungarischen Wiznitz geboren und studierte Schauspiel und Theaterregie bei Max Reinhardt. In Österreich entstand 1931 sein erster langer Film, „Die grosse Liebe“. 1934 ging er in die USA, wo er als Regisseur im Rahmen kleinerer Filmproduktionen für die 20th Century Fox zu arbeiten begann.
1944 entstand sein erstes Meisterwerk „Laura“, ein Klassiker des Film Noir. Es folgte eine Reihe von Studien der weiblichen Psychologie, die sich häufig als Krimi präsentieren, so „Fallen Angel“ 1945 oder „Angel Face“ 1952 , aber auch historische Melodramen wie „Amber“ 1947.
1953 beschloss Preminger, der fortwährenden Probleme mit der Zensur und den Studios müde geworden, seine Filme selbst zu produzieren. Es folgten erfolgreiche Meisterwerke wie „The Moon Is Blue“, „River of No Return“, „Bonjour Tristesse“, „Anatomy of a Murder“ und „Exodus“.
Nach einigen weniger bedeutenden Werken realisierte er mit „The Human Factor“ 1979 noch einmal einen grossen Film. 1986 starb Otto Preminger in New York