Libanon ist am Freitag von verheerenden Anschlägen erschüttert worden: Im Abstand von wenigen Minuten explodierten in der Nähe zweier sunnitischer Moscheen in der nordlibanesischen Stadt Tripoli zwei Autobomben. Nach Polizeiangaben wurden mindestens 43 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt, darunter waren zahlreiche Schwerverletzte.
Ein Sprengsatz wurde nach Angaben der Sicherheitskräfte in der Nähe der Wohnung des scheidenden Regierungschefs Nadschib Mikati gezündet, der jedoch nach Angaben seiner Mitarbeiter nicht anwesend war.
Die zweite Explosion erfolgte in der Nähe der Wohnung des ehemaligen Polizeichefs Aschra Rifi. Möglicherweise richteten sich die Anschläge auch gegen die beiden Moscheen in der Nähe oder die Teilnehmer der Freitagsgebete.
Hintergrund für die in den letzten Wochen schnell angestiegenen Spannungen sind unvereinbare Ansichten zum Bürgerkrieg im benachbarten Syrien. In Tripoli gibt es immer wieder blutige Konflikte zwischen Sunniten, die mehrheitlich die Aufständischen im benachbarten Syrien unterstützen, und Alawiten, die auf der Seite des syrischen Machthabers Baschar al-Assad stehen.
Politik von Syrien beeinflusst
Die beiden Anschläge vom Freitag waren die blutigsten seit dem Ende des libanesischen Bürgerkriegs, der den einst blühenden Staat am östlichen Ufer des Mittelmeers von 1975 bis 1990 erschütterte. Libanon stand nach dem Bürgerkrieg faktisch unter syrischer Oberherrschaft, starke Truppenkontingente aus Syrien waren im Zedernstaat stationiert.
Der Parlamentsabgeordnete Chalid al-Daher sagte nach Angaben libanesischer Medien: «Ich will nicht ausschliessen, dass das syrische Regime an diesem Verbrechen beteiligt ist, in der Absicht, dass damit die Massaker in Syrien nicht mehr so stark im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.»
Warnung vor Unruhestiftern
Präsident Michel Suleiman erklärte, das Blutbad in Tripolis diene nur denjenigen, die Spannungen schüren wollten.
Die schiitische Hisbollah-Bewegung verurteilte die Anschläge in Tripoli ebenfalls und erklärte: «Es gibt einen kriminellen Plan, mit dem Ziel, Unfrieden unter den Libanesen zu säen.» Vor einer Woche waren bei einem Autobombenanschlag in einem schiitischen Vorort der Hauptstadt Beirut 27 Menschen getötet worden. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt.
Armee-Chef Jean Kahwadschi hatte noch am Mittwoch vor Anschlägen gewarnt und einen «absoluten Krieg gegen den Terrorismus» angekündigt. Als Kahwadschi vor Anschlägen warnte, nannte er keine genaue Zielrichtung der Attentäter.
Das «Gravierende» an den vorliegenden Erkenntnissen sei gerade, dass die Attentäter offenbar keine bestimmte Gruppe oder Region treffen, sondern Unruhe zwischen den Bevölkerungsgruppen stiften wollten, sagt Kahwadschi.