Vor 10 Jahren haben Rapperswil und Jona fusioniert, und seit 50 Jahren setzt sich die Oertli-Stiftung für die Verständigung in der mehrsprachigen Schweiz ein. Am Sonntag eröffnen die Stiftung und die Gemeinde ein Kunstprojekt zur sprachlichen Vielfalt.
«Reisen zwischen den Sprachen» heisst das Projekt. Die Vernissage beginnt um 11.30 Uhr beim Fischmarktplatz in Rapperswil, wo eine beschriftete Betonmauer einen ersten Eindruck von Vielsprachigkeit vermittelt. In verschiedenen Sprachen beschrieben wurden zudem 60 Bänke auf dem ganzen Gemeindegebiet.
Konzipiert und umgesetzt hat die grafische Installation der Schweizer Schriftsteller und Zeichentheoretiker André Vladimir Heiz. Er hat die Mauer und die Bänke von Kalligrafen beschriften lassen. Gefunden und ausgewählt hat Heiz die Texte in Büchern, aber auch «auf der Strasse», als er mit Leuten in Rapperswil gesprochen hat.
Die Bänke haben Namen. «Liebe, Du» heisst eine oben neben dem Schloss, worauf die weltliche Liebe einer Lehrerin mit der göttlichen Liebe einer Dichterin in einen berührenden Dialog tritt. «Prends-moi, serre-moi, touche-moi», schreibt die Lehrerin, die Dichterin aber «Lass mich umhüllt sein von Licht und Wärme».
Unterwegs, auf der Bank «Sprachen», steht: «Désolé, ce n’est pas ma langue!» Dieser Ausruf entfährt einem auf dieser Reise immer wieder. Auf der gleichen Bank aber lesen wir auch: «Vamos hablar – Sprechen wir miteinander». Und schliesslich die Frage: «Wie schreibt man eine Sprache, die man nicht versteht?».
Die Texte überraschen, machen neugierig, nachdenklich oder lassen kalt. Das liegt alles drin, auch für Heiz. Er freut sich, wenn die Texte etwas bewirken. «Ein Message aber habe ich nicht», betont er.