Am World Economic Forum (WEF) soll nächste Woche nicht nur über die Schuldenkrise und die Probleme der Eurozone gesprochen werden. Stattdessen sollen sich die Staatslenker, Wirtschaftsbosse und Wissenschaftler vermehrt Gesundheits- und Umweltthemen widmen.
Der Beinahe-Wirtschaftscrash von 2008 und die sich verschärfende Staatsverschuldung vieler Länder hatten frühere Welttreffen in Davos dominiert. WEF-Gründer Klaus Schwab will nicht, dass einmal mehr eine einzige Krise die Konferenz überschattet. Das Motto lautet «Neugestaltung der Welt: Konsequenzen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft».
2500 Teilnehmer, darunter 50 Staats- und Regierungschefs, sollen sich vom 22. bis zum 25. Januar genauso der Wasserversorgung sowie dem Verhältnis zwischen den Generationen, Gesundheits- und Umweltthemen widmen. Mehr junge Menschen, mehr Frauen und mehr Teilnehmer von ausserhalb Europas sollen am WEF zu Wort kommen.
Den Rahmen gab Schwab vor: «Verhaltener Optimismus, gesunkene Erwartungen und ‚bekannte Unbekannte‘ beschäftigen uns», sagte er am Mittwoch am WEF-Sitz in der Genfer Vorortgemeinde Cologny.
Präsidenten des Irans und Israels
Auf der präsentierten Teilnehmerliste stehen indessen vor allem politische Schwergewichte. Ein mit grosser Spannung erwarteter Gast ist Irans Präsident Hassan Ruhani, dessen Teilnahme schon vorige Woche bekannt wurde. Der erste hochrangige WEF-Gast aus dem Iran seit rund zehn Jahren soll über das Verhältnis seines Landes zur Welt sprechen.
Aus dem Nahen Osten haben auch der israelische Präsident Shimon Peres, der für sein langjähriges WEF-Engagement geehrt werden soll, und der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu zugesagt. Das WEF rechnet auch mit Königin Rania von Jordanien.
Thematisch will sich die Konferenz der Krise in Syrien widmen. Zeitgleich zum WEF sollen am Genfersee Gespräche zwischen den Bürgerkriegsparteien des Nahost-Landes stattfinden.
Cameron in Davos
Auch wenn sich das WEF stark den sich nach Übersee verschiebenden politischen und ökonomischen Gewichten widmet, bleibt Europa im Fokus. Wie in früheren Jahren reist der britische Premierminister David Cameron in die Schweizer Berge. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, jahrelang ein Stargast in Davos, nimmt diesmal nicht teil.
Dafür kommt Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble. Er trifft am WEF seinen britischen Kollegen George Osborne. Frankreich, von Wirtschaftskrise und Reformstau geplagt, wird vertreten durch Aussenminister Laurent Fabius und Finanzminister Pierre Moscovici. Italiens Regierungschef Enrico Letta – auch sein Land steckt nach wie vor in grossen Problemen – tritt ebenfalls auf.
Aufgrund der wachsenden Bedeutung Lateinamerikas als absolut angemessen erachtet Schwab die grosse Zahl von Persönlichkeiten aus Süd- und Mittelamerika. Für die wirtschaftlich schnell wachsenden Länder ausserhalb Europas wird unter anderem die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff sprechen.
Auch die Präsidenten von Kolumbien und Mexiko werden dabei sein. Aussereuropäische Wirtschaftsmächte werden zudem vom japanischen Premier Shinzo Abe und vom australischen Regierungschef Tony Abbott vertreten.
Hoher Vertreter Chinas erwartet
Schwab kündigte in Cologny zudem die Teilnahme einer wichtigen Persönlichkeit aus China an, nannte aber keinen Namen. Wegen der chinesischen Neujahrsfeiern wurde das WEF diesmal um eine Woche vorverlegt. Dennoch ist die Teilnahme aus China verhalten.
Die USA kommen im Ministerrang: Finanzminster Jacob Lew und Handelsministerin Penny Pritzker sind auf der Teilnehmerliste. Wirtschaftlich sind die USA hingegen stark vertreten: Microsoft-Gründer Bill Gates ist dabei der prominenteste Name.
Stelldichein der Notenbanker
An der grössten Versammlung von Politik- und Wirtschaftsführern, Wissenschaftlern und Experten werden die Notenbanken gut vertreten sein. Der Schweizer Nationalbankpräsident Thomas Jordan wird in Davos sein und Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, spricht gemäss dem Programm mit Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand und Klaus Schwab über die entscheidende Rolle der Währungshüter beim Kampf gegen die Krise.
Ranghöchster Schweizer am WEF ist Bundespräsident Didier Burkhalter, der mit Klaus Schwab das Forum offiziell eröffnen wird. Auch Doris Leuthard, Eveline Widmer-Schlumpf und Johann Schneider-Ammann reisen nach Davos. Ueli Maurer wird in der Region die Schweizer Truppen besuchen, die das Welttreffen bewachen.
Banker und Filmstars
Die Präsidenten der Grossbanken UBS und Credit Suisse, Axel Weber und Urs Rohner, werden sich ebenso an den hochalpinen Gesprächen beteiligen wie Nestlé-Präsident Peter Brabeck, Novartis-Chef Joe Jimenez, Swiss-Re-Chef Michel Liès oder Swiss-Chef Harry Hohmeister.
Nicht fehlen werden an einem hochkarätigen Event wie Davos Personen aus dem Show-Business. Auf der Liste stehen der irische Sänger Bono und die US-Schauspieler Goldie Hawn und Matt Damon. Damon etwa wird zum Thema «Sicheres Wasser für Alle» sprechen.