Eine Anschlagserie mit mindestens 64 Toten hat die syrische Hauptstadt Damaskus erschüttert. Vor Einrichtungen des Sicherheitsapparates und der Regierungspartei detonierten am Donnerstag kurz hintereinander drei Autobomben.
Nach Informationen der in Grossbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte waren die meisten Opfer Zivilisten. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand.
Allein durch die Explosion einer Bombe an einer Strassensperre vor dem Gebäude der Baath-Partei im Innenstadtviertel Al-Masraa starben nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana 53 Menschen. Unter den Opfern seien Schulkinder und Angehörige der Sicherheitskräfte, hiess es. Demnach handelte es sich um einen Selbstmordanschlag der Rebellen.
Das Parteigebäude ist etwa 200 Meter von der russischen Botschaft entfernt. Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass gingen in der diplomatischen Vertretung Fensterscheiben zu Bruch. Das Gebäude sei beschädigt worden. Botschaftsmitarbeiter seien aber nicht verletzt worden.
Der Gouverneur von Damaskus sagte der Nachrichtenagentur Reuters, das Tatfahrzeug habe zwischen einer und eineinhalb Tonnen Sprengstoff geladen gehabt. Die Explosion soll einen eineinhalb Meter tiefen Krater in die Strasse gerissen haben.
Weitere Bomben und Luftangriffe
Laut der Beobachtungsstelle detonierten zwei weitere Autobomben neben einer Polizeiwache im Stadtteil Birsa. Nach ersten Informationen von Augenzeugen kamen hier sechs Menschen ums Leben. Auch hier gab es Dutzende von Verletzten.
Der Nachrichtensender Al-Arabija sowie die Beobachtungsstelle meldeten unter Berufung auf Regimegegner, eine Mörsergranate sei auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums eingeschlagen.
Der Sitz des Generalstabs der syrischen Armee liegt in der Nähe mehrerer Regierungsgebäude. Er war am 26. September Ziel eines doppelten Bombenanschlags gewesen, bei dem vier Menschen starben.
Die Innenstadt von Damaskus blieb bislang von dem Bürgerkrieg weitgehend verschont. In Vororten gibt es aber schon seit Wochen Kämpfe.
In der südlich gelegenen Stadt Deraa wurden am Donnerstag bei einem Angriff der Luftwaffe nach Oppositionsangaben 18 Menschen getötet. Insgesamt habe es fünf Angriffe gegeben, berichtete ein Rebellenoffizier. Die Streitkräfte hätten damit auf jüngste Erfolge der Rebellen reagiert.
Opposition: Assad kann nicht Teil von Friedenslösung sein
Oppositionelle erklärten sich unterdessen bereit, unter der Schirmherrschaft der USA und Russlands über ein Ende des Bürgerkrieges zu verhandeln. Staatschef Baschar al-Assad könne aber unter keinen Umständen Teil einer Friedenslösung sein, hiess es in einem Entwurf für eine Erklärung eines Treffens von Oppositionellen in Kairo.
Darin wird nicht mehr direkt ein Rückzug Assads als Voraussetzung für Verhandlungen gefordert. Assad, die Streitkräfte und der Sicherheitsapparat müssten für Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, hiess es nun.
Die Initiative geht von dem führenden Oppositionspolitiker Ahmed Moas Al-Chatib aus, der bei den anfangs friedlichen Protesten gegen Assad eine wichtige Rolle spielte. Auf die Kämpfer in Syrien hat der Geistliche aber wenig Einfluss. Sie sind eher gegen den Vorschlag. Auch die Muslimbrüder, die unter Oppositionellen sehr einflussreich sind, haben sich skeptisch geäussert.