62-Mrd-Dollar-Offerte rüttelt US-Kabelbranche auf

Eine Kaufofferte über 62 Mrd. Dollar rüttelt die US-Kabelbranche auf. Nach Monaten vergeblichen Buhlens fordert Charter Communications den Rivalen Time Warner Cable mit einem feindlichen Übernahmeversuch heraus.

Ein Time Warner Cable-Lastwagen in New York (Archivbild) (Bild: sda)

Eine Kaufofferte über 62 Mrd. Dollar rüttelt die US-Kabelbranche auf. Nach Monaten vergeblichen Buhlens fordert Charter Communications den Rivalen Time Warner Cable mit einem feindlichen Übernahmeversuch heraus.

Der Vorstoss ist gewagt, da Charter als Nummer vier der Branche damit den zweitgrössten amerikanischen Kabelnetzbetreiber schlucken und keinen Aufschlag auf dessen Börsenwert zahlen will.

Time-Warner-Cable-Chef Rob Marcus wies den Vorstoss empört zurück. Er sprach von Plänen, seine Firma zu «klauen». Er sagte in der Nacht zum Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters: «Im Grunde genommen wollen diese Typen bloss eine Premium-Firma zu einem Schleuderpreis ergattern.» Analysten stellen sich nun auf einen verbissenen Übernahmepoker ein.

Kundenverluste

Der Zeitpunkt des Vorstosses kommt nicht von ungefähr. Die Spitze von Time Warner Cable steht wegen eines anhaltenden Kundenexodus unter Druck. Die Marktforscher von Leichtman Research schätzen, dass der Konzern in den vergangenen zwei Jahren jeden Zehnten seiner 13 Mio. Fernsehkunden verloren hat und sich damit wesentlich schlechter schlug als die Konkurrenten.

Der selbstbewusste Charter-Chef Tom Rutledge legte den Finger in die Wunde und sagte, dass er Time Warner Cable besser führen könnte. Die US-Kabelbetreiber stehen gleich doppelt unter Zugzwang.

Zum einen graben ihnen neue Internetfernsehdienste wie Netflix das Wasser ab. Gleichzeitig verlangen Hollywood-Studios wie Disney und die News-Corp-Tochter 20th Century Fox immer höhere Preise für die von ihnen produzierten Filme und Serien.

Angebot kaum höher als Börsenwert

Charter bietet 132,50 Dollar je Aktie. Das ist kaum mehr als der jüngste Kurs der Time-Warner-Cable-Titel. 83 Dollar davon sollen in bar gezahlt werden. Für die restliche Summe sollen die Investoren Aktien von Charter erhalten.

Damit bietet Charter 37,3 Mrd. Dollar und will zusätzlich den Schuldenberg von Time Warner Cable in Höhe von rund 25 Mrd. übernehmen. Charter hat dagegen nur einen Börsenwert von gut 14 Mrd. Dollar.

Cablecom

-Besitzer mischt mit

Der Verwaltungsrat von Time Warner Cable schlug das erneute Gebot des Konkurrenten einstimmig aus. Time Warner Cable pocht auf ein Angebot in Höhe von 160 Dollar je Aktie zu – davon 100 Dollar in bar.

Charter plant nun, sich mit der Offerte direkt an die Aktionäre des Rivalen zu wenden. «Das macht uns die Aufgabe leicht, das Angebot abzuwehren», konterte Time-Warner-Cable-Chef Marcus.

Laut Analysten ist das Charter-Angebot das bislang deutlichste Zeichen dafür, dass Kabelmilliardär John Malone von Liberty Media bei Time Warner Cable ungenutzte Geschäftsmöglichkeiten sieht. Liberty Media besitzt 27 Prozent an Charter. Malone ist auch hierzulande kein Unbekannter: Über das Schwesterunternehmen Liberty Global gehört ihm der grösste Schweizer Kabelnetzbetreiber UPC Cablecom.

Nächster Artikel