Schauspieler, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Und im Rennen um den Goldenen Bären bislang fast durchweg überzeugendes, spannendes Kino. Das ist nach den ersten Festivaltagen die vorläufige Bilanz der 67. Berlinale.
Einer ist bei den bis am 19. Februar dauernden Berliner Filmfestspielen bei Pressekonferenzen, Empfängen und Interviews immer präsent, auch wenn er selbst nicht anwesend ist: US-Präsident Donald Trump. Bereits bei der Eröffnungsgala gab es reichlich Kritik von Promis wie Hollywoodstar Richard Gere oder Regie-Altmeisterin Agnieszka Holland («Hitlerjunge Salomon») an seiner Politik.
Auf die Kinoleinwand hat es Trump bei der Berlinale dagegen noch nicht geschafft. Doch Politik ist in den meisten Wettbewerbsfilmen auch im Privaten zu finden. Die Familien- und Beziehungsgeschichten blicken immer über den Tellerrand und erzählen so etwas über den Zustand der Gesellschaft.
So wie Josef Haders Tragikomödie «Wilde Maus». Der österreichische Kabarettist und Schauspieler schickt in seinem Regiedebüt (mit sich selbst in der Hauptrolle) einen entlassenen Journalisten auf Rachefeldzug gegen seinen Ex-Chef und zeigt ihn gleichzeitig in einer Beziehungskrise mit seiner jüngeren Frau. Eine bitterböse Satire über die Ängste des Mittelstands.
Tränen am Sonntag
In Oren Movermans «The Dinner» spielt Richard Gere einen Politiker, der sich zwischen Familie und Karriere entscheiden muss. Gleichzeitig ist das Drama eine Studie über zwei Ehepaare, deren Kinder für ein schreckliches Verbrechen verantwortlich sind. Ganz leise und behutsam erzählt die Ungarin Ildiko Enyedi in «On Body and Soul» («Teströl és lélekröl») von zwei schüchternen Menschen, die sich in einer schnelllebigen Welt zaghaft ineinander verlieben.
Der französische Regisseur Alain Gomis ging mit seinem in Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, spielenden Spielfilm «Félicité» auf Bären-Jagd. Die Milieustudie erzählt die fesselnde Geschichte einer Frau am Rande der Gesellschaft: Félicité muss nach einem Motorradunfall ihres Sohnes Freunde und Fremde um Geld für eine notwendige Operation bitten. Hauptdarstellerin Véro Tshanda Beya Mputo gilt vielen schon als erste Bären-Anwärterin.
Und ein Film rührte das Publikum am Sonntag zu Tränen: Das ausser Konkurrenz laufende Drama «Viceroy’s House» von Gurinder Chadha («Kick it like Beckham»). «Downton Abbey»-Star Hugh Bonneville spielt darin Lord Mountbatten, den letzten britischen Vizekönig in Indien. Es geht um das Ende der britischen Kolonialherrschaft in Indien vor 70 Jahren – und darum, was die politischen Entscheidungen für die Liebe eines jungen indischen Paares bedeuten.