7 Fernseh-Quizshows, die die Strassen leer fegten

Sie standen für die Königsdisziplin im Fernsehen, das dieses Jahr in der Schweiz sein 60-Jahr-Jubiläum feiert – die Quizshows. Ratesendungen wie «Was bin ich?», «Dalli Dalli» oder «Teleboy» erzielten in den 1960er- und 1970er-Jahren Einschaltquoten, von denen heutige Fernsehmacher nur träumen können. In den Anfangszeiten des Fernsehens, als die Kirche noch mitten im Dorf war […]

Kurt Felix erfand mit «Teleboy» die erfolgreichste TV-Unterhaltungssendung in der Geschichte des Schweizer Fernsehens (Bild: 23. Februar 1974).

Sie standen für die Königsdisziplin im Fernsehen, das dieses Jahr in der Schweiz sein 60-Jahr-Jubiläum feiert – die Quizshows. Ratesendungen wie «Was bin ich?», «Dalli Dalli» oder «Teleboy» erzielten in den 1960er- und 1970er-Jahren Einschaltquoten, von denen heutige Fernsehmacher nur träumen können.

In den Anfangszeiten des Fernsehens, als die Kirche noch mitten im Dorf war und sich die Familien samstagabends geschlossen vor dem TV-Gerät versammelten, gehörten die Quizshows zu den unerreichten Blockbustern unter den Fernsehformaten. Einige hielten sich trotz banaler Spielanlage und dürftigster Kulisse jahrzehntelang.

In den meisten Fällen war das Schicksal einer Show eng an den jeweiligen Moderator gebunden: Quittierte dieser seinen Job, war meist auch das Ende der Sendung besiegelt. Hier eine – sehr persönliche Auswahl – der formatbildenden Quizshows des deutschen und Schweizer Fernsehens.

1. Robert Lembke: «Was bin ich?» (1955 bis 1989)

Keine deutsche Quizshow hatte eine längere Lebenszeit als «Was bin ich?». Das «heitere Beruferaten» mit Moderator Robert Lembke (Typischer Spruch: «Welches Schweinderl hätten S‘ denn gerne?») lief von 1955 bis 1958 und von 1961 bis 1989 auf ARD respektive im Bayrischen Fernsehen (insgesamt 337 Folgen).

In der Sendung musste ein vierköpfiges Team die Berufe der Gäste erraten. Erlaubt waren nur Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden konnten. Nach jedem Nein erhielt der Gast ein 5-Mark-Stück, das Lembke theatralisch in ein Sparschwein warf. In der vierten Runde erschien jeweils ein Stargast, dessen Name das Rateteam (nun mit aufgesetzter Maske) ebenfalls nach dem Ja/Nein-Muster erraten mussten.

Das Sendeformat war (wie viele im deutschsprachigen Raum) geklaut. Es stammte von Mark Goodson und Bill Todman und wurde in den USA als Gameshow «What’s my line?» erstmals am 2. Februar 1950 beim Sender CBS ausgestrahlt.

2. «Dopplet oder nüt» (1956 bis 1970)

«Dopplet oder nüt» gehörte zur eisernen Ration in der Frühzeit des Schweizer Fernsehens. Die Quizsendung wurde von 1956 bis 1959 und von 1963 bis 1970 jeweils zur Primetime am Samstagabend ausgetrahlt. Als Moderatoren fungierten nacheinander Walter Plüss, Werner Hausmann – und der Basler Mäni Weber. Unter dem charismatischen Weber (1963 bis 1970) wurde «Dopplet oder nüt» zum Strassenfeger.

In der Show mussten Kandidaten Fragen zu einem selber gewählten Spezialgebiet beantworten. War die Antwort richtig, wurde die Gewinnsumme verdoppelt; bei einer falschen Antwort ging alles verloren.

3. Hans-Joachim Kulenkampff: «Einer wird gewinnen» (1964 bis 1987)

Ein besonderes Merkmal von «Einer wird gewinnen» war: Moderator Hans-Joachim Kulenkampff, stets begleitet von seinem Butler Martin Jente, überzog die Sendezeit regelmässig um mindestens 30 Minuten.

Der Name der Show mit der Abkürzung EWG war bewusst gewählt nach der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Die Kandidaten stammten aus verschiedenen europäischen Ländern, meist war auch ein Schweizer oder eine Schweizerin vertreten.

Die Kulissen für die Fragen (nachgebildete Baudenkmäler, Theatersäle) waren wuchtig und aufwendig hergestellt worden. Entsprechend lange dauerten die Umbaupausen, in denen bekannte Sänger, meist aus dem Operetten- und Musicalbereich, auftraten.

Die Samstagabend-Show lief von 1964 bis 1969 und von 1979 bis 1987. Die Neuauflage von 1998 moderierte der Schweizer Meteorologe Jörg Kachelmann; diese überstand jedoch nur drei Folgen. Ein weiterer – einmaliger – Versuch wurde am 1. März 2014 von Jörg Pilawa unternommen.

4. Hans Rosenthal: «Dalli Dalli» (1971 bis 1986)

Der ritualhafte Hüpfer, begleitet vom Ruf «Sie sind der Meinung, das war…spitze!», machte Hans Rosenthal zum Zuschauerliebling des deutschen Fernsehens. «Dalli Dalli» wurde erstmals am 13. Mai 1971 ausgestrahlt und lief bis zum 11. September 1986 insgesamt 153 Mal im ZDF.

Acht Prominente, jeweils in Zweiergruppen, traten gegeneinander an. Das Spielszenario war banal: Es bestand aus Wortspielen («Was bewahren Sie alles in Ihrem Nachttisch auf?») und einem Aktionsspiel, in dem die Kandidaten innerhalb einer Minute möglichst viele Blumen pflanzen oder Wäschestücke aufhängen mussten.

5. Rudi Carrell: «Am laufenden Band» (1974 bis 1979)

«Am laufenden Band» zählte zu den beliebtesten Unterhaltungsshows des deutschen Fernsehens in den 1970er-Jahren – was vor allem dem Schalk des Moderators Rudi Carrell zu verdanken war, der seinen holländischen Akzent lustvoll zelebrierte.

Die Quizshow wurde erstmals am 27. April 1974 in der ARD ausgestrahlt und lief – meistens live ausgestrahlt – bis 1979 (53 Episoden). Carrell hatte sich von der holländischen Rate-Show «Den van de acht» inspirieren lassen. Nachdem Show-Titan Hans-Joachim Kulenkampff es abgelehnt hatte, eine deutsche Lizenzausgabe des Quiz zu produzieren, nahm Carrell die Sache selbst in die Hand.

Im Zentrum der Sendung stand ein Laufband, auf welchem dem Gewinner am Ende der Show verschiedene Gegenstände präsentiert wurden. Diejenigen Dinge, die der Kandidat sich merken konnte, durfte er mit nach Hause nehmen.

6. Kurt Felix: «Teleboy» (1974 bis 1981)

Das putzige Plastik-Männlein mit dem Fistelstimmchen, das die Quizshow «Teleboy» jeweils singend eröffnete, war Kult in der TV-Schweiz der 1970er-Jahre. Erfunden und präsentiert wurde das Format von Kurt Felix. Die Show wurde erstmals am 23. Februar 1974 im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt und lief (mit einem dreijährigen Unterbruch von 1977 bis 1980) bis 1981.

«Teleboy» war die erfolgreichste TV-Unterhaltungssendung in der Geschichte des Schweizer Fernsehens. Sie erzielte am 13. September 1975 mit 2’073’000 Zuschauern die höchste je gemessene Zuschauerzahl in der Schweiz.

Im Quiz traten je zwei Ehepaare gegeneinander an und versuchten, Alltagsfragen zu meistern. Formatprägend waren die eingestreute Filme mit einer versteckten Kamera, die Felix später auch in seiner Sendung «Verstehen Sie Spass?» für den deutschen Sender ARD einsetzte.

 7. «Wetten, dass…?» (1981 bis 2014)

Mit einer Kopfrechnen-Wette begann am 14. Februar 1981 die unglaubliche Geschichte der wohl beliebtesten deutschen Unterhaltungsshow aller Zeiten. Die Idee zu «Wetten, dass…?», besagt die Legende, sei dem Moderator Frank Elstner über Nacht gekommen.

Das Konzept der Sendung hat sich in den ganzen Jahren nicht geändert. Menschen mit besonderen Fähigkeiten bieten eine Wette an und präsentieren diese in der Show. Dem Wettkandidaten zur Seite steht ein prominenter Pate, der den Ausgang der Wette tippt – und für den Fall, dass er verliert, einen Einsatz bietet.

Auf Show-Erfinder Frank Elstner folgte 1987 Thomas Gottschalk. Unter seiner Ägide wurden die Wetten immer waghalsiger. Nach dem Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch gab Gottschalk am 12. Februar 2011 seinen Rücktritt bekannt.

Die Suche nach einem Nachfolger für Thomas Gottschalk dauerte fast ein Jahr. Nachdem mit Hape Kerkeling und Jörg Pilawa die Wunschkandidaten abgesagt hatten, wurde am 11. März 2012 Markus Lanz als neuer Moderator verpflichtet. Ende 2014 soll die Sendung laut Lanz endgültig eingestellt werden.

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