7 Filmtipps für heisse Sommernächte

Seit Tagen macht uns die Hitze das Leben schwer – und nicht zuletzt auch das Einschlafen. Man könnte sich eine Klimaanlage kaufen. Wir präsentieren eine ökologischere Lösung: Nehmen Sie die Schlaflosigkeit an und trösten Sie sich bei einer privaten Filmnacht damit, dass es heisser sein könnte. Viel heisser. Und gefährlicher. Unsere Filmtipps für schlaflose Sommernächte.  […]

Mit Bart und Poncho steht er im gleissenden Sonnenlicht. Ins Schwitzen bringt ihn aber selbst das nicht. Denn Clint Eastwood ist cool.

Seit Tagen macht uns die Hitze das Leben schwer – und nicht zuletzt auch das Einschlafen. Man könnte sich eine Klimaanlage kaufen. Wir präsentieren eine ökologischere Lösung: Nehmen Sie die Schlaflosigkeit an und trösten Sie sich bei einer privaten Filmnacht damit, dass es heisser sein könnte. Viel heisser. Und gefährlicher. Unsere Filmtipps für schlaflose Sommernächte. 

1. The Good, The Bad & The Ugly

Sergio Leone, der italienische Kultregisseur, hat in der flimmernden Hitze Andalusiens stets kühlen Kopf bewahrt – und ein ruhiges Händchen: Unvergesslich seine langen Einstellungen zu Beginn von «Spiel mir das Lied vom Tod», jenen Film, den wir kürzlich in unser Dossier «Kultwerk» aufgenommen haben und der selbst hartgesottene Westernfans ins Schwitzen bringt. Wer über die hohen Temperaturen in der Schweiz jammert, sollte sich zunächst aber Leones frühere Western-Trilogie anschauen. Namentlich «The Good, The Bad & The Ugly» (1966), der auf Deutsch unter dem unglaublich schlecht übersetzten Titel «Zwei Glorreiche Halunken» gehandelt wird. Clint Eastwood trägt in der Affenhitze Bart und Poncho und klagt nicht einmal, sondern bleibt immer cool. Unglaublich cool. (mac)

2. In the Heat of the Night

Der Film aus dem Jahr 1967 hält die Hitze, die der Titel verspricht. Und das nicht nur, weil im Bundesstaat Mississippi der Ventilator auf der Polizeistation Dauerdienst schiebt. Es wird ein reicher Weisser ermordet. Schuld soll ein Schwarzer sein, der eben auf der Durchreise war. Blöd nur, dass der im Morddezernat von Philadelphia arbeitet und so als Schuldiger wegfällt. Stattdessen muss der Weisse Officer William Gillespie mit dem schwarzen Mord-Spezialisten Virgil Tibbs zusammen arbeiten. Und das gegen seine eigenen rassistischen Vorurteile – und die seiner Kollegen. Im Laufe der Ermittlungen haben beide Polizisten mit ihrer Voreingenommenheit gegenüber Menschen anderer Hautfarbe zu kämpfen. Und weil die Nächte in diesem Film eben noch heisser sind als die Tage, muss sich Tibbs nicht nur dagegen wehren, «Boy» gerufen zu werden («They call me Mr. Tibbs!») – er wird eines Nachts auch von einem Lynchmob gejagt. Von den fünf Oscars, die der Film gewann, ging übrigens einer an den weissen Hauptdarsteller Rod Steiger. Und keiner an den Schwarzen Sidney Poitier. (fra)

 

3. No Country For Old Men

Es spricht der Sheriff aus dem Off – und wir werden immer stiller:
There’s this boy I sent to the electric chair at Huntsville here a while back. My arrest and my testimony. He killed a 14-year-old girl. Paper said it was a crime of passion, but he told me there wasn’t any passion to it. Told me he’d been planning to kill somebody for about as long as he could remember. Said if they turned him out, he’d do it again. Said he knew he was going to hell. Be there in about 15 minutes.

Tommy Lee Jones spricht den Eröffnungsmonolog von «No Country for Old Men» von den Coen-Brüder aus dem Jahr 2007 abwesend, beiläufig, resigniert. Wir sehen Bilder aus der Weite von Texas. Sie haben einen gelblichen Grundton, es ist heiss, das Flirren der Wüste, Tod aller Geschöpfe. Hier ist kein Leben mehr. Hier ist kein Gefühl mehr. Hier kann kein Gefühl mehr sein. Die Hitze über Texas ist keine leidenschaftliche Hitze. Es ist eine Hitze, die alles verbrennt. (los)

4. 127 Hours

Aron Ralston klettert im Canyonlands-Nationalpark (Utah) rum und bleibt kurz vor seinem Ziel in einer Spalte stecken, den Arm eingeklemmt, da gibt es nichts zu rütteln. Also zumindest nicht genug. Der Mann steckt in der Klemme und wir leiden mit ihm. Danny Boyle hat die unglaubliche, wahre Geschichte 2010 verfilmt. Mit zunehmend trockener Kehle verfolgen wir mit, wie Ralston fünf Tage lang der Sonne ausgeliefert ist und sich am Ende, völlig ausgehungert und dehydriert, das Leben rettet. Nicht ohne dass der, nun ja, arme Mann Abstriche machen muss. Die tragische Geschichte mit Happy End lässt uns vergessen, dass wir ein bisschen zu warm haben. Und dankbar sein dafür, dass wir uns zur Abkühlung noch immer mit beiden Händen Gesicht und Nacken waschen können. (mac)

5. The Big Easy

Vielleicht liegt es einfach an Ellen Barkin und der Art, wie sie sich (beinahe) mit einem weissen Bettlaken verhüllt dem falschen Mann von hinten an die Genitalien greift. Viel eher aber liegt es wohl daran, dass der Film die Stadt New Orleans, Übername «The Big Easy», in seiner ganzen heissen Klebrigkeit einfängt (sintflutartige Regenfälle inbegriffen). In meiner Erinnerung jedenfalls ist der Film immer mit heiss und Schweiss verbunden. Die von Barkin gespielte Staatsanwältin Anne Osborne selbst erschrickt übrigens am meisten ob ihrem Fehlgriff. Den scheint sie auch mit Remy McSwain (Dennis Quaid) getan zu haben. Verliebt doch ausgerechnet sie sich in einen korrupten Polizisten, der sie erst noch saudumm dastehen lässt, als sie ihn höchstselbst vor Gericht zerrt. Ob sich die zwei am Ende doch noch bekommen? Süss ist es auf alle Fälle, wie sich Frau Staatsanwältin erst auf einem Zettel notiert, was sie ihrem Liebhaber sagen will, ehe sie zum Telefonhörer greift. (fra)

 

6. Do The Right Thing

Der internationale Durchbruch für den schwarzen Regisseur Spike Lee: Am heissesten Tag des Jahres stauen sich Bigotterie, Intoleranz und Rassismus in der eigentlich friedlichen, gemischtrassigen Nachbarschaft eines Teils von Brooklyn, bis sich die Aggression in Ausschreitungen entlädt, für die eigentlich kaum jemand eine Erklärung hat. (pse)

7. Tank Girl

Okay, es mag etwas irritieren, wenn einer der Darsteller in einem Hitze-Film-Special Ice-T heisst. Aber das ist nicht irritierender als die schauspielerische Leistung des Rappers selbst, die hier allerdings durch eine interessante Maske gemildert wird. Und überhaupt – die Comic-Verfilmung aus dem Jahr 1995 ist so wirr, und zudem mit gezeichneten Animationssequenzen durchsetzt, dass es nun wirklich egal ist, ob Charakterdarsteller auftreten. Oder zum Beispiel Iggy Pop als Halb-Känguruh. Worum es genau geht? Um Wasser. Das ist nämlich so rar, dass es aus toten Menschen per merkwürdigem Apparat zurückgewonnen wird. Wobei das Prozedere auch bei Lebenden funktioniert – sie sind danach einfach tot. Ansonsten: Bumm, tschack, peng, dätsch! Und: Einer der cooleren Filmsoundtracks der 90er-Jahre mit Björk, Hole, Portishead, Devo, Ice-T usw. usf. Ah ja, Tank Girl fährt natürlich einen Panzer. Aber was Jet Girl macht, wollen wir hier wirklich nicht verraten. (fra)

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