7 geysirische Hymnen

Am Sonntag, 24. Februar, tritt mit Sigur Rós die bekannteste Band aus Island in der Basler St. Jakobshalle auf. Wenige Tage später gastiert Valgeir Sigurðsson im Parterre. So viel Island in so kurzer Zeit: Zur Einstimmung ein Warm-Up mit 7 Liedern aus dem kühlen Norden. Am Sonntag, 24. Februar, tritt mit Sigur Rós die bekannteste […]

Sigur Rós.

Am Sonntag, 24. Februar, tritt mit Sigur Rós die bekannteste Band aus Island in der Basler St. Jakobshalle auf. Wenige Tage später gastiert Valgeir Sigurðsson im Parterre. So viel Island in so kurzer Zeit: Zur Einstimmung ein Warm-Up mit 7 Liedern aus dem kühlen Norden.

Am Sonntag, 24. Februar, tritt mit Sigur Rós die bekannteste Band aus Island in der Basler St. Jakobshalle auf (und, ja, es hat noch Tickets an der Abendkasse!). Wenige Tage später gastiert Valgeir Sigurðsson im Basler Parterre. Gleich zwei prominente Gäste aus Island, das animiert uns, eine Playlist mit isländischer Musik zu erstellen. Denn der kleine Staat (320’000 Einwohner) hat grosse Sounds hervorgebracht: Nebst Sigur Rós und Valgeir Sigurðsson stammt auch Björk aus dem Land der Geysire, ebenso jüngere Künstler wie Agent Fresco und FM Belfast. Weil uns warme isländische Klangfontänen im winterlichen Grau nur guttun können, hier unser Warm-Up zur Einstimmung auf die Gäste aus dem hohen Norden:

1. Sigur Rós

Sphärisch, symphonisch, melancholisch, hymnisch. Adjektive, um die Musik von Sigur Rós zu umschreiben, gibt es viele. Die Band selber bezeichnet ihren Stil als Slo-Mo-Rock (Slow-Motion-Rock). Die Zusammenarbeit mit Streichern und Sänger Jónsis eigenartige Weise, seine elektrische Gitarre zu benutzen – mit einem Geigenbogen nämlich – sorgen stets für einen klangvollen orchestralen Hintergrund für Jónsis Falsettstimme. Wie aus dem Elfenreich entsprungen klingt deswegen ihre Musik, und so passt ein Open-Air-Hintergrund wie in diesem Video zu «Olsen Olsen» wohl viel besser zu dieser Band als die kalte, sportliche St. Jakobs-Halle. Und ich erinner mich gern daran, wie das damals war, im Jahr 2000, als Sigur Rós als Vorband von Radiohead in einem offenen Zelt spielten – und direkt hinter der Bühne während des Konzertes die Sonne in einem rotgefärbten Himmel unterging. (kng)

2. Ólafur Arnalds

Während Sigur Rós die leisen Töne gerne nutzen, um einen Steigerungslauf ins Hymnisch-Epische einzuleiten, ist das Sanfte und Reduzierte das, worauf Ólafur Arnalds die ganze Spannung seiner Songs aufbaut. Piano und Violine reichen dem 26 Jahre jungen isländischen Solokünstler in der Regel aus für seine berührenden, an der Grenze zum Kitsch geschickt entlang balancierenden Balladen. Arnalds hat erstmals 2009 auf sich aufmerksam gemacht, als er innert einer Woche sieben Songs komponiert, eingespielt und jeden Abend einen neuen veröffentlicht hat («Found Songs» hiess das Projekt, das auch als EP verfügbar ist). Der letzte Song hiess Ljósið, zu dem dieses sehenswerte Video entstanden ist. (dba)   

 

3. Björk

Sie ist der prominenteste Kulturexport Islands: Björk Guðmundsdóttir. Den Durchbruch schaffte die Sängerin in den späten 80er-Jahren mit der Band Sugarcubes, vor 20 Jahren lancierte sie dann ihre Solokarriere. Bis heute verkaufte sie 15 Millionen Platten, auf denen sie stilistisch mit unterschiedlichen Elementen und Ausdrucksformen spielte. Zudem tritt sie als Schauspielerin auf (am bekanntesten: Ihre Rolle in Lars von Triers Film «Dancer in the Dark». Björk war auch schon mal in Basel zu Gast: Vor drei Jahren, im Schaulager in Münchenstein. Sie begleitete ihren Ehegatten Matthew Barney zur Vernissage von dessen Sonderschau «Prayer Sheet with the Wound and the Nail». Um die 48-jährige Björk selber aber ist es in den letzten Jahren deutlich ruhiger geworden. It’s oh so quiet! (mak)

4. Valgeir Sigurðsson

Bekannter als Valgeir Sigurðssons Name sind die Namen der Bands, mit denen der Isländer, der auch Mitbegründer des renommierten Plattenlabels Bedroom Community ist, als Produzent schon zusammengearbeitet hat. Darunter sind nicht nur Björk oder Sigur Rós zu finden, sondern auch Künstler wie Feist, CocoRosie, Kate Nash oder Bonnie Prince Billy. Sigurðsson macht aber auch selbst Musik, und diese wird er am 27. Februar im Parterre in Basel präsentieren. Ein bisschen mehr Elektro findet sich da als bei Sigur Rós, aber auch Sigurðsson versteht sich darauf, Klangteppiche auszulegen, eine Mischung aus Streichern, etwas Post-Folk, viel Ambient und sogar ein wenig Neue Musik. (kng)


5. Agent Fresco

Athmosphärische Klangteppiche auszulegen, ist nicht das einzige, was isländische Musiker können. Agent Fresco warten mit soliden Gitarren, bisweilen bretthart röhrend, dann wieder vergänglich schwebend, auf. Ihre Musik ist herrlich pathethisch, wie gemacht für Auftritte draussen auf einer Klippe wo der Wind die Haare zerzaust. Nie droht aber dieser Pathos abzuheben in kitschige Höhen, dafür sind die multiinstrumentalen Musiker zu brillant, dafür beherrscht Sänger Arnór Dan Arnársson sein Stimmorgan zu virtuos. Dieses Video reicht mitnichten aus, sämtliche musikalischen Facetten dieser Band zu zeigen. Es gibt aber ein Gefühl dafür, was möglich ist, wenn diese vier Herren zu ihren Instrumenten greifen. (mop)

6. FM Belfast

Der Isländer ist ein feierfreudiger Zeitgenosse und beim Tanzen verlässt er sich auf FM Belfast. Die Band aus Reykjavík besteht, je nach Verfügbarkeit der Mitglieder aus vier bis vierzig Mitgliedern und ist auf überaus tanzbaren Electropop spezialisiert. Ein bisschen freizügige Hippie-Liebe, ein wenig gut gekleidetes Vernissagen-Rumstehen, eine Spur verruchter Keller-Rave mit 8Bit-Melodien: FM Belfast klingt jedes Mal anders. Folgendes Video ist aus zwei Gründen spannend. Erstens steht die Optik zusammen mit dem Sound beinahe prototypisch für die Band-Ästhetik. Zweitens kann man sich darin diesen wunderlichen Isländer beim Feiern ansehen, gleich mehrfach. (mop)

7. Epic Rain

Bei ihrer grossen Vielfalt, zeichnet die Musik aus Island eine grosse Gemeinsamkeit aus: Kaum eine Band lässt sich abschliessend einem Genre zuordnen. Gutes Beispiel dafür sind Epic Rain, die im Hiphop-Underground gross wurden. Inzwischen sind ihre Stücke weniger Rapsong denn Musik gewordene Lyrik. Die Texte sind wichtig, Frontmann Jóhannes Pálmason schreibt Kurzgeschichten und Gedichte, seine Stimme ist von beunruhigender Eindringlichkeit. Begleitet werden die Zeilen von einer surrealen Assemblage von Streichern, elektronischen Melodien, gezupften Gitarren und Trommelrhythmen. In ihren aufwendigen Videos erzählen Epic Rain Geschichten irgendwo zwischen Traum und ins unheimliche gekippter Kinderphantasie. (mop)

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