Die neue Konzertsaison in der Kaserne hat begonnen. Man darf sich auf internationale Engagements freuen – allen voran auf die amerikanischen Acts St. Vincent, Sharon Jones oder Spoon. Yeah.
Die Kaserne ist in ihre neue Saison gestartet, mit neuen Partyreihen («Step it up», Steppers/Dub; «Mind the Gap!», Elektro-Hop), aber auch mit ersten Live-Acts. Welche Konzerte sollte man in der neuen Saison auf keinen Fall verpassen? Wir haben eine Vorselektion getroffen.
Megaloh & Afrob
Was ist besser als ein guter Rapper? Richtig. Zwei gute Rapper. Megaloh und Afrob sind gut, und sie kommen zu zweit. Beide haben ihre Sporen am Mikrofon längst abverdient. Afrob (Stuttgart) schon in den späten 90er-Jahren als er zusammem mit Ferris MC dem deutschen Rap mit «Reimemonster» seine erste grosse Hymne bescherte und eine neue Benchmark setzte. Und Megaloh (Berlin) der sich mit Gastauftritten, Featurings und Mixtapes seit den frühen 2000ern kontinuierlich in die obersten Deutschrapgefilde hochgereimt hat. Am Konzert erwarten den Besucher eine Handvoll gemeinsame Songs, daneben bringen die beiden Rapper auch ihre eigenen Repertoires auf die Bühne. Was ist noch besser als zwei Rapper? Zwei Rapper und ein Duo.
Donnerstag, 9. Oktober, 21.15 Uhr, Reithalle.
Bonaparte
«May the best Sperm win», ein Songtitel wie dieser erinnert an Monty Python. Aber auch an den Punk der späten 70er-Jahre. Beides sind keine abwegige Referenzen angesichts der Drag-fröhlichen Combo Bonaparte: Mit ihrer Energie erinnert die Band tatsächlich ein Stück weit an den Punkrock, mit ihrer Freude für Verkleidung an eine Gaukler- und Vaudevilletruppe mit Humor. Angeführt wird die Band von einem Frontmann, der Kaiser werden wollte (Bonaparte) und dafür die demokratisch geprägte Schweiz verlassen musste: der Berner Tobias Jundt, den wir hierzulande einst als Signorino TJ kennenlernten. Wenn wir uns richtig erinnern, gastierten Bonaparte beim letzten Basler Gastspiel im Basler Volkshaus, allerdings kamen mangels Werbung nur (allzu) wenige Leute. Hoffen wir, dass die Band jetzt das Publikum kriegt, das sie verdient hat. Denn ihre Shows waren stets furios. Ob das noch zutrifft, kann man bald in der Reithalle nachprüfen.
Freitag, 24. Oktober, 21 Uhr, Reithalle.
Spoon
Da ist Basel an Montagabenden meist so tot wie Boniswil am Samstag. Und dann das: Am Montag, 3. November, finden für einmal gleich zwei interessante Konzerte statt: Spoon in der Kaserne und Morrissey in der Messe. Fiese Sache, diese Qual der Wahl.
Wir wollen ehrlich sein: Morrissey wäre die erotischere, die kultigere Entscheidung. Der Mann hat seit 30 Jahren was zu sagen und sieht dazu noch immer sehr cool, chic und schlau aus. Der Kuno Lauener der Briten, also.
Anyway: Wir haben Morrissey schon mal live erlebt, Spoon hingegen noch nie. Das spricht für die US-Amerikaner, die ihr neues Album «They Want My Soul» auf europäische Bühnen bringen werden. Dass das Musikteam der Kaserne sie für eine schweizexklusive Show verpflichten konnte, ist zudem eine ganz feine Tat, die man honorieren sollte.
Montag, 3. November, 20 Uhr. Reithalle.
St. Vincent
Darauf freut sich unsereiner am meisten: St. Vincent kommt nach Basel. Das internationale Musik-Engagement der Saison? Wir meinen: Ja. Mit ihrer theatralischen Präsenz und musikalischen Kompetenz drängen sich Vergleiche mit der grossartigen Kate Bush auf, deren Bühnencomeback in den letzten Wochen die gesamte Kritikerwelt in Aufregung versetzt hat. St. Vincent, bürgerlich Annie Clark, hat schon mit ihrem Landsmann David Byrne auf einem Album gemeinsame Sache gemacht («Love this Giant»). Und wer die 80er-Jahre aufmerksam mitverfolgt hat, weiss, dass damals schon eine Anne Clark Aufsehen erregte: eine britische Waverin, die «Our Darkness» besang. St. Vincent hört sich da funkiger an, bowie-esker auch. Ob sie die Erwartungen, die die Fachpresse mit Lobgesängen in die Höhe schraubt, erfüllen wird?
Sonntag, 9. November, 20 Uhr. Rossstall.
Sharon Jones
Das handhaben sie ganz richtig, Sandro Bernasconi und Linus Munz von der Kaserne: Never change a winning Booking. Sprich: Wer mal abgeräumt hat, den darf man gerne wieder bringen. Sharon Jones, die Neo-Soulsängerin aus New York ist ein gutes Beispiel hierfür. Während man den JB-Epigonen Charles Bradley in diesem Herbst der potenteren Baloise Session überlässt, freuen wir uns auf die Rückkehr von Sharon Jones (58), die zusammen mit ihrer Begleitband Dap-Kings schon 2012 eine unfassbare Bühnenenergie mit beinhartem Funk, ein wenig Motown-Glanz und wütenden Polit-Statements auf die Bühne brachte.
Mittwoch, 18. November, 20.30 Uhr. Rossstall.
Weekend Session (20 Jahre RFV)
Man muss es so deutlich sagen: Was die Basler Musikszene betrifft, so schwächelt die Kaserne. Es fehlt hier an Szenebindung, vor allem aber an Ideen, was man ausserhalb der Eckpfeiler (BScene, Open Air, Pop-Preis) auf die Beine stellen könnte. Eine gewisse Betriebsmüdigkeit im lokalen Bereich, nach intensiven Jahren der Booking-Arbeit?
Vielleicht. Ist ja auch nicht leicht, in dieser Stadt, mit Konzerten. Und spezielle Projekte, wie sie die mit Herzblut engagierten Bookerinnen der Kuppel «Mitten in der Woche» durchziehen – Diskussionsabende zu Themen rund ums regionale Musikschaffen – brauchen eine gehörige Portion Idealismus und Leidenschaft.
Damit ist die Rollenverteilung klar (und vielleicht auch ganz gut so): Die subventionslose Kuppel bleibt feste Heimat für die Basler Szene, dort unterhält man sich übers Musikerleben, trifft man regelmässig Ausnahmekönnerinnen wie Nadia Leonti und Anna Aaron sowie nationale Helden wie Stahlberger oder Siegrist an.
Und in der Kaserne spielt dafür stärker die internationale Musik, an denen sich die regionale Szene messen und erbauen kann. Da sind regionale DJs zu erleben – und hie und da mal ein lokales Konzert. Im nächsten Halbjahr etwa die Weekend Session, mit der ein weiteres Mal die Dessert Session verdaut wird.
Das Konzept bleibt gleich: Der One-Drop-Freundeskreis zieht sich mit anderen MusikerInnen für ein Wochenende zurück, entwickelt Songs, nimmt sie auf und bringt sie nun auf die Bühne. A Family Affair – cool. Dass die Qualität der Songs in der Vergangenheit nicht immer herausragend war, darüber kann man sich bei Bier und Talks hinwegtrösten. Ist auch zweitrangig. Denn Hand aufs Herz: It’s only Rock’n’Roll, but we…
Samstag, 22. November, 21 Uhr. Rossstall.
Talib Kweli
Vor einigen Jahren setzte unsereiner Rapper Greis auf ein Interview mit Talib Kweli an (den Greg bewundert und daher sehr gerne ausfragte). Beide sind in ihren Ländern eine Institution, beide stehen für schlauen Rap, gelten als kritische Geister mit flinker Zunge. «Die herrschende Klasse in den USA hat einen Weg gefunden, wie sie sich an der Macht halten kann und nun frisst sie sich durch ihre Selbstgefälligkeit selber auf», analysierte Kweli damals die Lage seiner Nation. Er übte auch Kritik an der Banalität mancher Hip-Hopper und animierte dazu, die Welt im Kleinen zu verändern. Etwa in Form von Mikrokrediten für die dritte Welt. Ziemlich visionär für die Zeit vor ein paar Jahren. Und für einen aus den USA sowieso.
Wir dürfen daher gespannt sein, was Talib Kweli im Jahr 2014 zu sagen hat. Für HipHop-Fans ein Pflichttermin in der zweiten Jahreshälfte. Und für alle, die Tiefgang und Haltung im Pop suchen, ebenfalls.