Orgelstreicheln bis zum Morgestraich: Mambo Kurt verkürzt am Sonntag die Nacht im Basler Sud mit einem Konzert. Der Heimorgelkönig ist nicht der einzige Musiker, der Welthits weichspült. Wir präsentieren 7 sanft-schmierige Coverversionen von Rockklassikern: Von «Smells Like Teen Spirit» über «Light My Fire» und «Changes» bis «Black Hole Sun».
Wir präsentieren 7 sanft-schmierige Coverversionen von Rockklassikern: Von «Smells Like Teen Spirit» über «Light My Fire» bis «Black Hole Sun».
1. Mambo Kurt: «Smells Like Teen Spirit» (Nirvana)
Unsereiner hat Mambo Kurt mal auf dem Berner Gurten erlebt, abseits des Rummels, auf der Waldbühne. Das ist schon rund zehn Jährchen her, uns aber in guter Erinnerung geblieben: Da stand er und orgelte fies auf der Farfisa seine Interpretationen von Dr. Alban oder Nirvana runter. Das ist so trashig, dass man bei seinem Basler Gastspiel eigentlich Bebbi-Säcke im Publikum verteilen müsste. Und klingt dann ungefähr so:
2. José Feliciano: «Light My Fire» (The Doors)
Die Idee, schreiende Welthits einer sanfteren Interpretation zuzuführen, ist so alt wie die Rockmusik selber. Ein schönes Beispiel dafür lieferte der puertoricanische Gitarrist und Sänger José Feliciano 1968: Er nahm in Los Angeles eine wunderbar zarte Latin-Version des angesagten Doors-Songs «Light My Fire» auf – und eroberte damit die US-Charts. Doors-Gitarrist Robby Krieger sagte 1990 in einem Interview, dass er José Feliciano zu Dank verpflichtet sei: «Denn der Erfolg seiner Version erhob unser Lied zum Klassiker. Auf einmal haben es alle möglichen Musiker gespielt.»
3. Diverse: «Here Comes The Sun» (The Beatles)
Wenn wirs von weichgespülten Coverversionen haben, dann könnten wir diese Folge der Listomania ausschliesslich mit Liedern von James Last bestücken. Der deutsche Big-Band-Leader hat es seit den 60er-Jahren meisterhaft geschafft, die Musik der Jugend auch einer älteren Generation schmackhaft zu machen, indem er den Soundtrack zur Rebellion in fingerschnippende «Melodien für Millionen» ummünzte. Womit er sich sein Leben in Florida vergoldete, wie er selber zugibt. Dabei orientierte er sich immer gerne an den Charts. Hier eine Version von «Here Comes The Sun», mit der es Hansi und seine Chorjungs (für einmal ohne Trompeten) 1972 gar hinter den eisernen Vorhang schafften.
Und hier eine neuere Version des selben Harrison-Songs im Bossa-Nova-Stil.
Last but not least noch eine Version, die völlig eingedeutscht wurde: Der westfälische Sänger Carsten Meyer alias Erobique übersetzte den Beatles-Klassiker – und was eigentlich als Scherz entstand, mit Alleinunterhalter-Techno-Beat, wandelte sich zu einem veritablen Clubhit, besonders beliebt an der Schnittstelle von Partynacht und Afterhour. Hier kommt die Sonne!
4. Nouvelle Vague: «Love Will Tear Us Apart» (Joy Division)
Zurück zum Bossa Nova: Diesem huldigt die französische Band Nouvelle Vague seit zehn Jahren mit Erfolg. Ihr Konzept: Klassiker der New-Wave- und Postpunk-Ära werden durchs Latinbecken gezogen und von einer säuselnden Chanteuse intoniert. Besonders bekannt wurde die Version von «Love Will Tear Us Apart». Dieses Lied der britischen Band Joy Division wurde 1980 kurz vor dem Suizid des Sängers Ian Curtis veröffentlicht – und seither unzählige Male gecovert. So existieren Versionen von The Cure bis Adam Green. Wenn ihr mich fragt, ist aber diese hier die bemerkenswerteste, weil sie als einzige dem prächtig-traurigen Original etwas völlig Neues abzugewinnen vermag.
5. Bossa Nova von «By The Way» (Red Hot Chili Peppers)
Leider ist mir der Name dieser Interpretin nicht bekannt. Wir müssen uns also aufs Hören beschränken: Und erkennen über einem sanft groovenden Bossa Nova und einer gezupften Akustikgitarre eine Stimme, die den Song «By The Way» der kalifornischen Rockband Red Hot Chili Peppers in eine Latinjazz-Version überführt hat. Ba-deee-ba. Sehr nett.
6. Seu Jorge: «Changes» (David Bowie)
Wo wirs grad vom Bossa Nova haben: Kennen Sie den Film «The Life Aquatic»? Nein? Dann haben Sie etwas verpasst. Nicht nur, weil Wes Anderson Regie führte – jener originelle Amerikaner, dem wir vor einigen Monaten ein Kränzchen gewunden haben. Sondern auch, weil darin der brasilianische Sänger Seu Jorge in seiner Nebenrolle für einen schönen Running Gag besorgt ist. Jorge, Crewmitglied auf einem Schiff von Meeresforschern, stimmt abends gerne mal ein Liedchen an. Ausschliesslich Bowie-Klassiker sind es, die er dabei nachzupft und in portugiesischer Sprache darbietet, fern jeglicher Opulenz. Sehr charmant.
7. Handsome Hank: «Black Hole Sun» (Soundgarden)
Zum Abschluss dieser Liste lassen wir Mambo, Bossa und Samba hinter uns und reisen von Süd- nach Nordamerika, dahin, wo der Bluegrass wächst: die USA. Ein Basler, der die Countrykultur seit Jahren studiert, ist der Sänger und Gitarrist Sämi Schneider alias Handsome Hank. Zuvor, vor 15 Jahren (Gott sind wir alt geworden!) frönte er noch dem Easy-Listening. Schmalhans hiess die Band, die uns schöne Lieder wie «Fauler Hund» oder «Ritter der Titten» hinterlassen hat. Zudem gab Sämi Schneider unter dem Pseudonym Congaking eine Zeit lang auch das Schweizer Pendant zu Mambo Kurt. Am bekanntesten und erfolgreichsten ist er aber als Handsome Hank unterwegs. Ganz fantastisch, ja, wirklich ganz grossartig, wie er mit seinen Lonesome Boys den Soundgarden-Klassiker «Black Hole Sun» in die tiefe Vergangenheit der US-amerikanischen Musiktradition zurückgeshuffelt hat.