Metallica spielen im Joggeli jene Songs, die in einer Online-Abstimmung am meisten Fan-Stimmen auf sich vereinen konnten. Wir präsentieren vorab sieben schöne Lieder, die beim Konzert am Freitag garantiert nicht zu Gehör gebracht werden.
Metallica lassen auf der laufenden Tour die Fans abstimmen, welche Songs sie am jeweiligen Auftrittsort hören möchten. Das ist Dienst am zahlenden Kunden, doch fällt dadurch manch spannendes Stücke unter den Tisch, das es nicht zum Publikumsliebling gebracht hat. Darum präsentieren wir hier sieben spezielle Songs und Interpretationen aus über 30 Jahren Metallica, die Sie im Joggeli garantiert nicht zu Gehör bekommen werden.
1. «The Memory Remains» (mit Marianne Faithfull)
Für Metallica wars ein wahr gewordener Traum: Marianne Faithfull, die Ex von Mick Jagger, als Gastsängerin für einen Song der Resteverwertung «Re-Load» von 1997. Faithfull sah die Sache pragmatischer und erklärte in einem Interview, sie müsse schliesslich Geld verdienen, und Metallica hätten für ein bisschen singen und im Video mitspielen wahnsinnig viel springen lassen. Übertrieben war Faithfulls Gage wohl nicht, wenn man bedenkt, dass allein der Videoclip zum Song mit 400’000 Dollar zu Buche schlug.
2. «Damage Case» (mit Lemmy)
Motörhead gehören zu den wichtigsten Einflüssen von Metallica. Und weil es zum Metalkodex gehört, seine Helden zu ehren, covern Hetfield, Ulrich und Co. nicht nur gern mal ein Stück von Lemmy, sondern bitten den Motörhead-Frontmann bei Gelegenheit auch auf die Bühne. Dann geschieht eine Verwandlung: Die verbissen malochenden Rocker mutieren zu glücklich grinsenden Schulbuben, die um ihr Idol herumhampeln. Und auf einmal wirkt sogar James Hetfield sympathisch.
3. «The Four Horsemen» (mit Dave Lombardo)
Die Tonqualität ist dürftig, dafür zeigt der Mitschnitt, was aus Metallica musikalisch hätte werden können, wenn sie einen talentierteren Musiker als Lars Ulrich hinters Schlagzeug gesetzt hätten. Hier trommelt Dave Lombardo von Slayer, und schon klingt «Four Horsemen» vom Debüt «Kill ‚Em All» nicht mehr wie Sonntagsschul-Punk, sondern wie eine Rockgranate von apokalyptischer Wucht.
4. «Loverman» (von Nick Cave)
Wenn eine Rockband in die Jahre kommt und die Songideen nicht mehr so recht sprudeln wollen, dann ist es Zeit für ein Cover-Album. Also veröffentlichten Metallica 1998 «Garage Inc.», auf dem sich neben den erwartbaren Metal- und Punk-Interpretationen auch dieses Stück von Nick Cave findet. Hetfield fühlte sich dem dunklen Songwriter wohl seelenverwandt, zudem durfte er sich für einmal «als Sänger zeigen», statt wie üblich nur zu brüllen. Wie Cave das fand, ist nicht überliefert, allzu unglücklich dürfte er aber nicht gewesen sein, denn so ein Song auf einem Metallica-Album finanziert glatt das Studium eines Kindes.
5. «The Call Of Ktulu» (mit Orchester)
Wenn eine Rockband in die Jahre kommt, die Songideen nicht mehr so recht sprudeln wollen und auch das Cover-Album bereits rausgehauen wurde, dann holt man sich – ein Orchester! 1999 erschienen, präsentierte «S&M» alte Metallica-Songs im neuen Gewand. Dirigiert wurde die San Francisco Symphony vom mittlerweile verstorbenen Michael Kamen, der sich als Filmkomponist einen Namen gemacht hatte. Zu seinen Referenzen zählten neben «Brazil» auch «Die Hard» und «Lethal Weapon». Das passte tipptopp, denn nur weil im Hintergrund ein paar Streicherinnen fiedeln, müssen Metallica ja nicht gleich einen auf subtil machen. Das Instrumental «The Call Of Ktulu» allerdings zählt zu den anspruchsvolleren Stücken des Bandkatalogs und macht auch im aufgedonnerten Arrangement eine ansprechende Figur. Dafür gabs einen Grammy in der Kategorie «Best Rock Instrumental Performance».
6. «Turn The Page» (mit Ginger Lynn)
Noch ein Stück vom Cover-Album «Garage Inc.», diesmal von Bob Seger zu einem Thema, das schon manche Rockband gerettet hat, wenn einem nichts mehr einfällt. «Turn The Page» handelt vom harten Leben «on the road», und das kennen Metallica natürlich, denn sie tourten stets fleissig. Einfach nur Bilder von Bandbus und Backstage fanden sie dann aber doch ein bisschen billig. Dann fiel ihnen ein, dass eine anständige Rockband gern ein bisschen unanständig tut, und so engagierten sie die Pornodarstellerin Ginger Lynn, die sich im Video so weit entblätterte, dass die Bilder für MTV zensiert werden mussten. Wir sind für künstlerische Freiheit und zeigen Ihnen die Originalfassung.
7. «Whiplash» (mit Cliff Burton und Dave Mustaine)
Zum Abschluss zurück zum Anfang. Denn auch wenn wir hier vielleicht den Eindruck vermitteln, wir hielten Metallica für aufgeblasene Altrocker – tatsächlich hat diese Band manchem Buben in den 1980er-Jahren das Überleben zwischen Bauern und Bürokraten ermöglicht. Und wie herrlich dieser Krach lärmte, als die Amis die New Wave of British Heavy Metal mit Speed und Thrash vom Hardrock-Thron stürzten! Nachzuhören auf dieser Live-Aufnahme von 1983, in Originalformation mit dem später tödlich verunfallten Bassist Cliff Burton und Gitarrist Dave Mustaine, der dann mit Megadeth seine eigene Band gründete.
Zugabe: «Dragon» (mit Lou Reed)
Weiss der Teufel, was Lou Reed geritten hat, 2011 ausgerechnet mit Metallica ins Studio zu gehen. Das Resultat war «Lulu», ein zähgängiger Songreigen, basierend auf zwei Theaterstücken von Frank Wedekind. Das Album wurde weitherum verrissen, was nicht weiter tragisch gewesen wäre, doch leider bildet das missratene Werk Reeds Vermächtnis, war es doch die letzte Veröffentlichung vor seinem Tod im Oktober letzten Jahres.