Zum 545. Mal heisst es in Basel: «S’isch Mäss!». Während sich die Kinder an den Bahnen und Schleckereien erfreuen, stellt die Herbstmesse die Eltern aufs Neue vor altbekannte Herausforderungen.
Zum 545. Mal heisst es in Basel: «S’isch Mäss!». Während sich die Kinder an den Bahnen und Schleckereien erfreuen, stellt die Herbstmesse die Eltern aufs Neue vor altbekannte Herausforderungen. Die Kinder werden grösser und mit ihnen auch die Probleme, die bei einem Messebesuch garantiert früher oder später auftauchen. Wir stellen die bekanntesten vor und freuen uns auf Ihre Erfahrungen und im besten Fall Geheimtipps – falls es denn überhaupt welche gibt:
1. Richtiger Anfang
S‘ Martinsglöggli… (Bild: Benjamin Schmid)
Sie gehört zu den Klassikern unter den nervigsten Kinderfragen: «Wie lang gohts no?». Egal ob auf der Wanderung, im Zug, im Auto oder eben auf dem Martinskirchplatz: «Wie lang gohts no?». Punkt 12 Uhr am Samstag und nach einem der x-fachen «Wenn beidi Zeiger nach uffe zeige» ist es endlich soweit: Das Martinsglöggli läutet die Messe ein. Wenige Augenblicke vorher schwenkt der Mann im Turm seinen weissen Handschuh und bläst in sein Horn. Hoffentlich fragen die Kinder jetzt nicht nach dem Grund. «Wieso schwänggt dä Maa e wisse Händsche? Wieso het är numme eine?». Dass er den zweiten am Ende der Messe bekommt, mag einem da ja noch in den Sinn kommen, aber der Rest…?
2. Richtiges Budget
Noch ist der Mässbatze komplett. (Bild: Benjamin Schmid)
Nein, über die Preise an der Herbstmesse wird hier nicht gejammert. Vier Franken für drei Bälle beim Büchsenwerfen, zwei Franken für einen munzigen Marzipan-Härdöpfel, beim Beggeschmutz oder den Marroni wird erst gar nicht mehr auf den Preis geschaut. Nein, entscheidend ist die Grundsatz-Frage: Wie gross soll der Mässbatze sein? Für den ersten kurzen Bummel reichen die 20 Franken der Grosseltern, den Rest decken die Eltern. Aber wie einsetzen? Einfach macht es sich der Fünfjährige: Mehr Münzen bedeuten mehr Geld, so bleibt das umgehängte Portemonnaie einen Moment länger voll oder es fühlt sich zumindest so an. Und die siebenjährige Tochter? Die ist da schon ein wenig kritischer…
3. Richtige Bahn
Da drauf oder doch lieber woanders? (Bild: Benjamin Schmid)
«Würdsch Du uf die Bahn go? Lohnt sich die?»: Schnelle Entscheide sind an der Herbstmesse nicht der Kinder Ding («Weisch, d’Mäss goht no lang!»). Aufwand und Ertrag sind an der Herbstmesse grundsätzlich schwierig ins Gleichgewicht zu bringen (siehe auch Punkt 2). Die gut gemeinte Frage der Tochter (wieso übrigens sollen ausgerechnet an der Herbstmesse rationale Argumente zählen?) lässt sich entsprechend kaum beantworten, sie bringt die Eltern aber immerhin zum Nachdenken. Ok, auf dieser Bahn waren wir früher ja auch, also wird es sich schon lohnen. Und das Geld muss ja am Schluss auch weg sein, sonst dauert der Mässbummel noch ewig (siehe Punkt 7)…
4. Richtiges Spielzeug
Da leuchten des Buben Augen. (Bild: Benjamin Schmid)
Herbstmesse – das bedeutet nicht nur Bahnen, Mässmögge und Zuckerwatte, dass sind auch Verkaufsstände. Vom Personal argwöhnisch beobachtet (wird hier so viel geklaut?), wird der Stand von den Kinderaugen akribisch abgesucht. Er wird sich wohl schon nicht für eine Spielzeugwaffe…: «Dörf i die ha?» – «Nei, sicher nit.» Das Corpus delicti besteht nicht nur aus einer Waffe, sondern beinhaltet im Set auch noch Handschellen und eine Handgranate. Kommt uns nicht ins Haus! Aber Vorsicht: Damit ist das einmalige Veto-Recht verspielt, schliesslich ist es ja sein Mässgäld. «Das Lüüchtschwärt wott i! Das lüüchtet sogar!». Acht Franken, Produktionskosten wohl eher acht Rappen, ein Schwert mehr im Haus. Immerhin keine Pistole. Und keine Handgranate.
5. Richtiges Foto
Immer noch speziell, auch für die Eltern: Der Riesenrad-Besuch. (Bild: Benjamin Schmid)
Einmal pro Herbstmesse geht’s aufs Riesenrad. Riesenpreis, Riesenaussicht, Riesenmoment. Das muss festgehalten werden! Und zwar genau am höchsten Punkt. Nur, die Kinder genau dort oben im Griff zu haben: Glückssache. Immerhin können sie nicht flüchten und irgendwie geht’s dann doch, Grimassen und herausgestreckte Zunge inklusive. «Immer die blöde Föteli». Stimmt eigentlich. Und im Hintergrund sieht man eh nur Stangen und im besten Fall die nächste Kabine. Aber dieser Moment muss einfach festgehalten werden!
6. Richtige Verpflegung
Die richtige Verpflegung, ein Muss! (Bild: Benjamin Schmid)
So ein Herbstmesse-Bummel macht Hunger und Durst. Zuckerwatte, Wurst, Bretzel, Marroni, gebrannte Mandeln, Magenbrot, Rahmtääfeli – alles, was das Kinderherz begehrt. Die Eltern bezahlen, schliesslich werden hier menschliche Grundbedürfnisse abgedeckt. Was zu Hause gilt, zählt an der Herbstmesse nicht: Süsses vor Salzigem und sowieso viel zu viel Süsses. Aber Hauptsache, die Kinder haben genug gegessen – so braucht’s zu Hause kein Nachtessen mehr. Die Quittung folgt im Bett: An Schlaf ist mit dieser Menge an Zucker nicht zu denken.
7. Richtiger Abschied
Es findet sich immer ein Erwachsener, der auch an die Herbstmesse will. (Bild: Benjamin Schmid)
Irgendwann ist auch der längste Mässbummel zu Ende, spätestens dann, wenn das Portemonnaie leer ist. Oder soll man sagen: vorerst leer? «Wenn göhn mir wieder uf d’Mäss?». Drei Wochenenden, zwei Wochen, eine Ewigkeit. Wir kommen wieder, wird gemeinsam bestimmt. Gut, gibt es noch die Göttis und den traditionellen Mässbummel mit ihnen. Mal schauen, wie sie diese Herausforderungen lösen werden…
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Und wie überleben Sie jedes Jahr die Herbstmesse mit Ihren Kindern? Wir sind gespannt!