Wir werden sie vermissen. All jene Kulturschaffenden, die in den letzten 12 Monaten von uns gingen. Die keine Filme mehr drehen, keine Songs mehr singen, keine Kunst mehr schaffen werden. 7 grosse Verluste im Jahr 2012.
Wir werden sie vermissen. All jene, die in den letzten 12 Monaten von uns gingen. Die keine Filme mehr drehen, keine Songs mehr singen, keine Kunst mehr schaffen werden. 7 grosse Verluste im Jahr 2012.
1. David Weiss
Es war ein Samstagmorgen Ende April, als uns die Nachricht erreichte, David Weiss sei gestorben. Das Künstlerduo Fischli/Weiss gab es über Nacht nicht mehr. Im Herbst 2011 war der Zürcher an Krebs erkrankt und schliesslich 65-jährig der Krankheit erlegen. Genau 25 Jahre zuvor hatten David Weiss und Peter Fischli ihren Film «Der Lauf der Dinge» an der Documenta in Kassel vorgestellt und waren damit schlagartig berühmt geworden. Sie wurden bekannt für Arbeiten, die immer auch ihren Hang zu leicht Schrägem bewiesen. Ein grosser Verlust für die Schweizer Kunstszene, der so leicht nicht zu ersetzen sein wird.
2. Whitney Houston
Bei den Verleihungen der Grammy-Awards am 12. Februar 2012 blieb ein Stuhl leer: jener von Whitney Houston. Die 48-jährige Sängerin war tags zuvor in einem Hotel in Beverly Hills tot aufgefunden worden. Houston litt jahrelang an Suchtkrankheit und Depressionen. Weit weg lag zu diesem Zeitpunkt der Höhepunkt ihrer Karriere: Soundtrack und Hauptrolle im Film «Bodyguard» (1992). Auch gesanglich kam sie zuletzt nicht mehr an die Brillanz und Makellosigkeit ihrer Anfangsjahre heran. Höhepunkt ihrer Karriere waren Soundtrack und Hauptrolle im Film «Bodyguard». Einen Schutzengel hätte sie auch im realen Leben gebraucht. Nicht nur die Musikwelt trauerte, auch Sportlerinnen wie etwa Tennis-As Serena Williams meldeten sich via Twitter: «One Moment In Time has propelled me to many of my grand slam victories.»
3. Oscar Niemeyer
Fast wäre Oscar Niemeyer 105 Jahre alt geworden. Doch zehn Tage vor seinem Geburtstag starb der brasilianische Star-Architekt nach langer Krankheit in einem Spital in Rio de Janeiro. Bleiben tun uns seine Werke: Hunderte Bauten auf der ganzen Welt. Niemeyer – ein Schüler von Le Corbusier – war vor allem für seine futuristischen Entwürfe in Brasiliens «Reissbrett-Hauptstadt» Brasília und für die geschwungenen Formen seiner Gebäude bekannt. Er lebte für die Architektur und betonte mehrmals, die Leidenschaft dafür sei es, die ihn am Leben und jung erhalte. Und auch 104 Jahre sind ein stolzes Alter.
4. Maria Becker
Sie war die Grande Dame des deutschsprachigen Theaters: Maria Becker. Die gebürtige Berlinerin stammte aus einer Schauspieler-, Übersetzer- und Schriftstellerfamilie, floh mit ihrer Mutter vor der Hitler-Diktatur und liess sich 1938 in der Schweiz nieder. In Zürich wurde sie während des Zweiten Weltkriegs Ensemblemitglied am Schauspielhaus Pfauen und trug zu dessen Ruhm bei – namentlich in Hauptrollen von Dürrenmatt- und Schiller-Stücken, sei es «Der Besuch der alten Dame» oder «Maria Stuart». Wenn Maria Becker sprach, verstummte die Welt ringsum», war im Nachruf der NZZ zu lesen. Im September verstummte sie, die sich selbst einmal als «Dinosaurier des Theaters» bezeichnet hatte, selbst. Sie starb 92-jährig in Uster (ZH).
5. Donna Summer
Wenn man dem Soundtrack zum legendären New Yorker Studio 54 einen Namen geben will, dann jenen von Donna Summer – auch wenn sie selber, streng gläubig, dem hedonistischen Lebensstil eher abhold war. Die Sängerin prägte das goldene Disco-Zeitalter, liess sich ihre Stimme von Produzent Giorgio Moroder vergolden – zunächst mit skandalträchtigem weil erotisch aufgeladenem Gesäusel («Love To Love You Baby», «I Feel Love») später mit erstklassigen Parkettstampfern («Hot Stuff», «She Works Hard For The Money»). Den «Last Dance» gab sie am 17. Mai 2012, posthum wird sie 2013 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Ihre Stimme wird nachhallen, nicht nur in Discotheken sondern auch «On The Radio».
6. Adam Yauch
«You Gotta Fight For Your Right To Party»! So lautete eine seiner berühmtesten Zeilen. Im vergangenen Jahr ficht Adam Yauch den letzten Kampf seines Lebens und erlag am 4. Mai seiner Krebserkrankung. Mit ihm verlor die Hip-Hop-Szene einen ihrer engagiertesten und originellsten Protagonisten. Yauch (47) hatte seit Mitte der 80er-Jahre mit den Beastie Boys zahlreiche Klassiker mitverfasst und den Rap nicht nur um verschiedene Klangspektren erweitert (wir denken schon nur an das harte Rockriff in «Sabotage») sondern auch – man beachte etwa ihre Videoclips – um eine grosse Portion Humor. RIP, MCA!
7. Eric Hobsbawm
Sein vierbändiges Standardwerk über die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts wurde zum Bestseller: Ob «The Age of Revolutions», «The Age of Capital», «The Age of Empire» oder «The Age of Extremes»: Die Bücher des Historikers Eric Hobsbawm füllten die Regale von Studentenzimmern und Geschichtsinteressierten, nicht nur in Grossbritannien, sondern auf der ganzen Welt. Hobsbawm wurde 1917 in Alexandria, Ägypten, geboren. Seine Schulzeit verbrachte er im Wien der Zwischenkriegszeit. 1931 ging er nach Berlin, musste 1933 vor den Nazis fliehen und lebte seither in London. In Englang trat er bald der Kommunistischen Partei bei, der er bis zum Fall des Eisernen Vorhangs die Treue hielt. Trotz seiner politischen Position schaffte er es, im bürgerlichen Milieu Karriere zu machen, mit Professuren für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der University of London und einem Lehrstuhl an der New School of Social Research in New York. Der Vorsitzende der Labour-Partei, Ed Miliband, würdigte Hobsbawn mit den Worten: «Er brachte die Geschichte heraus aus dem Elfenbeinturm und hinein in das Leben der Menschen.» Am 1. Oktober 2012 starb der britische Wissenschaftler im Alter von 95 Jahren.