Die 71. Olma in St. Gallen ist am Donnerstagmorgen von Bundespräsident Ueli Maurer eröffnet worden. Die Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung dürfte an elf Tagen gegen 400’000 Besucherinnen und Besucher in die Ostschweiz locken.
Landessicherheit und Ernährungssicherheit seien die elementarsten Bedürfnisse, sagte Maurer in seiner Olma-Rede. Doch in Frieden und Wohlstand begegneten viele nicht nur der Armee mit Unverständnis, sondern auch der Landwirtschaft. Dabei gebe es bei der Landwirtschaft Trends, die wenig beachtet würden, obschon die Alarmglocken läuten müssten.
Maurer nannte die wachsende Weltbevölkerung und die steigenden Nahrungsmittelpreise als solche Trends. Nahrungsmittel hätten eine politische Bedeutung. Aus dieser politischen Bedeutung der Nahrungsmittel ergebe sich ein Wettlauf der Grossmächte um landwirtschaftliche Ressourcen.
Unabhängigkeit sei wichtig
Heute würden Waren weltweit gehandelt, sagte Maurer. Man sage, die Welt werde ein Dorf. Doch zwischen unseren Dörfern und dem «globalen Dorf» gebe es eine Differenz: «Im Dorf gehen wir zum Nachbarn, wenn uns dummerweise ein Kilo Mehl fehlt. Wir können aber nicht um die Ecke anklopfen, wenn unserem Land das Brotgetreide ausgegangen ist.»
Es sei an der Zeit, die Versorgungssicherheit öffentlich zu diskutieren und die weltweiten Entwicklungen in die Überlegungen einzubeziehen. Der Bundespräsident schilderte seine Überlegungen anhand von sieben Thesen. Die Schweiz müsse Abhängigkeiten vermeiden, ihren Selbstversorgungsgrad erhöhen und Produktionsflächen sichern.
Die Schweiz müsse auf eine professionelle Landwirtschaft setzen. «Wenn unsere Landwirte von fähigen Berufsleuten zu Hobbybauern degradieren, verlieren wir unglaublich viel Know-how.»
«Das ‚täglich Brot’»
Es sei tragisch, wenn Bauern mit ihrem Betrieb so wenig verdienten, dass sie sich eine andere Arbeit suchen müssten und den Hof nur noch in ihrer Freizeit betreiben könnten. Bauern seien Unternehmer und bräuchten Handlungsspielraum, sagte Maurer. Mit einer Überregulierung würde die kreative Entwicklung der Bauern abgewürgt.
Früher habe man den Bauernstand Nährstand genannt. Frauen und Männer, die das Volk ernährten. «Wenn wir die Landwirtschaft so sehen, treten Detailfragen alle in den Hintergrund. Denn es geht um viel. Eigentlich um alles», sagte Maurer: «Es geht um unser ‚täglich Brot‘.»
Solothurn ist Gastkanton
Solothurn ist in diesem Jahr Olma-Gastkanton. Kern von Solothurns Auftritt ist die Sonderschau «Mir gäh dr Sänf drzue». Am kommenden Samstag formieren sich 2000 Solothurner und Solothurnerinnen zu einem grossen Festumzug durch die St. Galler Innenstadt.
Die Ausstellungsfläche der 71. Olma misst rund 50’000 Quadratmeter. Etwa 650 Aussteller aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland präsentieren in diesem Jahr ihre Produkte und Dienstleistungen. Umrahmt wird die Messe von einer Vielzahl von Sonderschauen.
Zur Olma gehören traditionellerweise Tiervorführungen, Schwingwettkämpfe, Ländlermusik, bäuerliches Hand- und Kunstwerk, aber auch die Degustation von Speisen und Getränken. Im vergangenen Jahr lockte die 70. Olma rund 390’000 Besucher nach St. Gallen.