Der Verkauf des Schweizer Kuoni-Reiseveranstaltungsgeschäfts hat Spuren hinterlassen. «Der Umsatz ging gemäss meiner Einschätzung in den Schweizer Reisebüros um rund acht bis zehn Prozent zurück», sagt Kuoni-Schweiz-Chef Marcel Bürgin.
Bürgin geht dennoch davon aus, weiterhin die Nummer 1 im Schweizer Reisemarkt zu sein, wie er im Interview mit dem «SonntagsBlick» sagt. Zu den Aussagen der Konkurrenten Hotelplan und Tui, sie hätten Kuoni Marktanteile abgejagt, sagt Bürgin: «Wir stellten tatsächlich fest, dass Kunden fremdgingen.» Wo sie gebucht hätten, wisse Kuoni jedoch nicht. Ob Kuoni Schweiz 2015 rote Zahlen schrieb, wollte Bürgin nicht kommentieren.
Ohnehin gibt Bürgin sich glücklich mit der neuen Situation: «Unsere Ausgangslage ist nun so viel besser als letztes Jahr, dass ich gar nicht zurückschauen will.» Im Juni war bekannt geworden, dass die Rewe-Reisesparte DER Touristik das europäische Reiseveranstaltergeschäft von Kuoni kauft, darunter auch die Schweizer Reisebüros.
Er habe gehofft zu Rewe zu kommen, sagt Bürgin. Auf eine Schweizer Lösung hat er nach eigenen Angaben nicht gesetzt, da der Schweizer Markt zu beschränkt sei.
Günstiger dank Rewe
Mit Rewe werde Kuoni nun «viel attraktiver», sagt Bürgin. Als Beispiel nennt er ein neues Buchungstool bei der Marke Helvetic Tours, mit dem das Angebot bei Badeferien verfünffacht werde. «Dank Rewe können wir auf eine ganz andere Angebotsvielfalt zurückgreifen.» Kuoni könne jetzt günstiger produzieren – und das auch den Kunden weitergeben.
Weniger günstig gestaltet sich laut Bürgin hingegen die Namenssituation: Mit dem Kauf des europäischen Reiseveranstaltergeschäfts von Kuoni erhält Rewe die Rechte zur Nutzung der Marke in der Schweiz und Grossbritannien. Der Konzern Kuoni behält aber seinen Namen – es droht Verwechslungsgefahr. Für Bürgin kommt ein Namenswechsel nach eigenen Angaben nicht in Frage: «Kuoni als Reiseveranstalter gibt es seit über 100 Jahren.» Die Situation sei sicher nicht optimal, aber so gegeben.
Prozesse werden überprüft
Ob es bei Kuoni Schweiz zu Entlassungen kommt, ist weiterhin nicht bekannt. Bürgin sagt dazu: «Wir kommunizieren offen mit unseren Mitarbeitern: Es werden Prozesse überprüft.» An den 80 Reisebüros halte Kuoni Schweiz fest, damit könne gegenüber der Konkurrenz ein Unterschied gemacht werden. «Aber klar: Wir wollen in allen Reisebüros Geld verdienen und überprüfen laufend.»
Weitere Umwälzungen drohen derweil dem früheren Mutterhaus von Kuoni Schweiz. Nachdem der Schweizer Traditionskonzern Kuoni sein Endkundengeschäft abgestossen hat, ist auch der Rest des Konzerns ins Visier möglicher Käufer geraten.
Die Gruppe bestätigte Anfang Januar, dass Drittparteien in Bezug auf ein mögliches Kaufangebot Kontakt aufgenommen hatten. Die Gespräche befänden sich noch im Anfangsstadium und es gebe derzeit keine Gewissheit, dass ein Angebot tatsächlich unterbreitet werde.