Wegen «illegaler Geschäfte» ist in China der 81-jährige Schriftsteller und Regierungskritiker Tie Liu zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Allerdings sei dem auch als Untergrundverleger tätigen Angeklagten ein Strafaufschub von vier Jahren gewährt worden.
Dies sagte sein Anwalt Liu Xiaoyuan am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Neben der Haftstrafe sei Tie zudem zu 30’000 Yuan (4625 Franken) Geldbusse verurteilt worden. Sein Assistent Huang Jing wurde demnach einem Jahr Haft mit einjährigem Aufschub sowie zu 5000 Yuan (770 Franken) Strafe verurteilt.
Tie war im September von der Pekinger Polizei unter dem Vorwurf der «Unruhestiftung» abgeführt worden, dieser Vorwurf wurde später aber fallen gelassen, nun ging es nur noch um «illegale Geschäfte». Auslöser der Festnahme war nach Auffassung seiner Frau ein kritischer Essay über den ranghohen Propaganda-Experten der Kommunistischen Partei, Liu Yunshan.
Trotz des Strafaufschubs war unklar, ob der 81-Jährige und sein Assistent schnell freikommen würden. Sein Anwalt bezeichnete es als rechtlich unzulässig, dass ihnen der Prozess in Ties Heimatstadt Chengdu gemacht wurde und nicht in Peking, wo Tie lebt und arbeitet.
Tie Liu, dessen wahrer Name Huang Zerong ist, hat wegen seiner Kritik an Mao Zedong bereits mehr als 20 Jahre im Arbeitslager verbracht. 1980 wurde der frühere Journalist rehabilitiert. Zuletzt gab er das kritische Untergrundmagazin «Narben der Vergangenheit» heraus.