85 Festnahmen in der Türkei wegen angeblicher kurdischer Kontakte

Die türkische Polizei hat am Freitag in mehreren Städten nach eigenen Angaben 85 Verdächtige aus dem linksextremen Spektrum festgenommen. Unter den Festgenommenen befinden sich viele Anwälte, Lehrer und Studenten.

Anhängerinnen der DHKP-C bei einer 1.-Mai-Demonstration 2006 in Istanbul (Archiv) (Bild: sda)

Die türkische Polizei hat am Freitag in mehreren Städten nach eigenen Angaben 85 Verdächtige aus dem linksextremen Spektrum festgenommen. Unter den Festgenommenen befinden sich viele Anwälte, Lehrer und Studenten.

Die Polizei erklärte, die Festgenommenen stünden im Verdacht, Verbindungen zur marxistischen Untergrundgruppe Revolutionäre Volksbefreiungs-Front (DHKP-C) und Anschläge geplant zu haben. Das berichteten türkische Medien. Die Razzien fanden demnach in Istanbul, Ankara, Izmir und weiteren Städten statt.

Eine Vertreterin des Anwaltsverbands CHD bestätigte, dass rund ein Dutzend ihrer Anwälte unter den Festgenommenen seien. Der CHD verteidigt oft angeklagte linke Aktivisten.

In Istanbul und Izmir gingen Anwälte des Verbands auf die Strasse, um gegen die Festnahmen zu protestieren. Unter den Festgenommenen waren laut der Nachrichtenagentur Anadolu auch zwei Lehrer sowie zahlreiche Studenten, die verdächtigt würden, Anschläge gegen Polizei und Armee geplant zu haben.

Die DHKP-C wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Die Gruppe wird für mehrere Anschläge in der Türkei seit dem Ende der 1970er Jahre verantwortlich gemacht. Zuletzt bekannte sich die Gruppe zu einem Selbstmordanschlag, bei dem im September ein Polizist in Istanbul getötet wurde.

„Angriff auf Opposition“

Das in Frankfurt ansässige Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit Civaka Azad teilte unterdessen mit, es seien 63 Menschen festgenommen worden, darunter 15 Anwälte. Zudem sei Haftbefehl gegen den CHD-Vorsitzenden sowie eine Anwältin erlassen worden.

Der CHD sehe in den Festnahmen „einen Angriff des Staates gegen oppositionelle Menschen und Institutionen, die sich für Demokratie und Freiheit einsetzen“, erklärte Civaka Azad. Die Kurdenpartei für Frieden und Demokratie (BDP) sehe darin eine „nicht legitimierbare und politisch motivierte Operation gegen oppositionelle Stimmen in der Türkei“.

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