Im Herbst veröffentlicht das Schweizerische Literaturarchiv Hermann Burgers Roman «Lokalbericht» in einer kritischen Edition. Aarau greift vor und inszeniert den Stoff im Theater Tuchlaube, im Forum Schlossplatz und im Stadtmuseum.
Geschrieben hat Hermann Burger (1942-1989) seinen «Lokalbericht» 1970. Der bisher unveröffentlichte Text befindet sich in dessen Nachlass im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.
Das Theater Tuchlaube in Aarau bringt ihn am 22. Oktober in einer szenischen Übersetzung für vier Personen zur Uraufführung. Diese Form dränge sich auf, weil der Schriftsteller mit Erzählperspektiven spiele, schreibt das Theater. Zudem habe Burger den Text collagiert und montiert, was ihn brüchig erscheinen lasse.
Fulminanter Aarauer Stoff
Für Textfassung und Regie zeichnet der 1953 geborene Schauspieler Robert Hunger-Bühler verantwortlich. Wie Burger ist er in Aarau aufgewachsen. Es sei ihm «ein Vergnügen, mit diesem fulminanten Aarauer Stoff, aus der Distanz von 45 Jahren in diese Stadt hineinzuleuchten», schreibt Robert Hunger-Bühler, dem 2015 der Schweizer Theaterpreis verliehen wurde.
Im Mittelpunkt des gesellschaftssatirischen Romans steht Burgers Alter Ego, der Maturand Günter Frischknecht. Unglücklich verliebt stellt er der Kleinstadtschönheit Isabelle von Arx nach und erlebt am traditionellen Maienzug sein amouröses Waterloo.
Eine Weltstadt um 1970
Im Theater Tuchlaube spielt der «Lokalbericht» bis 1. November. Weitere Aufführungen gibt es in Baden, Bern, Wohlen und Reinach. Parallel dazu widmen das Forum Schlossplatz und das Stadtmuseum Aarau dem Roman die Doppelausstellung «Lokalbericht. Hermann Burgers Romanerstling». Sie dauert vom 22. Oktober bis 22. Januar.
Während das Forum Burgers literarisches Handwerk ins Zentrum stellt, beleuchtet das Stadtmuseum den historischen Schauplatz des Romans: Aarau, «eine Weltstadt» (Burger), der späten 1960er und frühen 1970er Jahre.