Aargau überarbeitet umstrittene Pläne für Klingnauer Stausee

Der Kanton Aargau hat die umstrittenen Pläne für den Aushub von belastetem Schlamm aus dem Klingnauer See überarbeitet. Rund 8000 Kubikmeter Sedimente, die mit krebserregenden Chemikalien belastet sind, sollen nach Kritik nun doch auf einer Deponie entsorgt werden.

Der Kanton Aargau hat die umstrittenen Pläne für den Aushub von belastetem Schlamm aus dem Klingnauer See überarbeitet. Rund 8000 Kubikmeter Sedimente, die mit krebserregenden Chemikalien belastet sind, sollen nach Kritik nun doch auf einer Deponie entsorgt werden.

Der grösste Teil des Schlamms, rund 20’000 Kubikmeter Feinmaterial, will der Kanton jedoch unmittelbar vor dem Zusammenfluss von Aare und Rhein wieder ins Gewässer pumpen. Dies werde nur bei mittleren und hohen Rheinabflüssen erfolgen, teilte das kantonale Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) am Freitag mit.

Das BVU spricht von einem «verbesserten Projekt». Dieses sieht vor, im verlandeten Gebiet am linken Seeufer rund 28’000 Kubikmeter Sedimentmaterial abzubauen.

Ursprünglich wollte der Kanton insgesamt 40’000 Kubikmeter Schlamm ausbaggern und in den Rhein pumpen. Das überarbeitete Vorhaben liegt bis zum 25. Juni öffentlich auf. Der Kanton möchte mit den Arbeiten im Sommer 2015 beginnen.

Der Kanton will gestützt auf die Empfehlungen der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) 8‘000 Kubikmeter Sedimentmaterial in einer Deponie entsorgen. Es handele sich um Abschnitte, deren Belastung über den IKSR-Grenzwerten und auch über der bestehenden Hintergrundbelastung des Hochrheins liege, hält das BVU fest.

Giftstoffe lagern im Schlamm

Umfangreiche Bohrungen und Laboranalysen des Feinanteils der Sedimente machten die Belastung mit Schwermetallen deutlich. Festgestellt wurden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und polychlorierte Biphenyle (PCP).

Diese krebsauslösenden Chemikalien waren bis in die 1980er Jahre als Hydraulikflüssigkeit und Weichmacher verwendet worden. Der Stoff wurde über die Flüsse Aare, Reuss und Limmat in den Stausee an der Landesgrenze zu Deutschland geschwemmt.

Die PCB-Belastung hat auch Auswirkungen auf die Fische. So liegen die PCB-Werte der Aale und Barben im Stausee über den Bundesempfehlungen. Der Kanton selbst rät deshalb vom Verzehr dieser Fische ab.

Vollständige Entsorgung ist laut Kanton zu teuer

Der Regierungsrat lehnt eine Entsorgung des gesamten Materials ab, wie das unter anderem die Aargauer Fischer wiederholt verlangten. Diese Entsorgung würde gemäss BVU zu Mehrkosten von 1,3 Millionen Franken führen.

Der Grosse Rat müsste einen Zusatzkredit sprechen. Das Parlament hatte im November einen Kredit von 2,4 Millionen Franken bewilligt, um den Klingnauer Stausee vor der Verlandung zu retten.

Der in den 1930er Jahren künstlich angelegte Klingnauer Stausee ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und gilt auch als internationales Vogelparadies.

Der Jahrzehnte dauernde Sedimenteintrag, der wegen der früheren Einleitung von Industrieabwasser aus dem Einzugsgebiet der Limmat und Aare erhöhte Schadstoffkonzentrationen aufwies, hat eine stetige Verlandung des Sees bewirkt.

Insgesamt ist das Seevolumen in den letzten 80 Jahren von 7 Millionen Kubikmetern auf weniger als 2 Millionen Kubikmeter Wasser geschrumpft und wurde immer mehr zu Schilf und Wald.

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