Der Aargauer Grosse Rat hat am Dienstag nach heftigen Diskussionen 72,5 Millionen Franken für den Ausbau des A1-Zubringers Lenzburg bewilligt. Die bürgerliche Mehrheit setzte sich klar gegen SP, Grüne, Grünliberale und EVP durch. Das letzte Wort liegt beim Volk.
Der Kredit wurde mit 85 Ja- zu 40 Nein-Stimmen angenommen. Für das Bauprojekt setzten sich SVP, FDP und eine Mehrheit der Fraktion CVP-BDP ein. Auf starke Kritik stiess die Vorlage jedoch bei den Grünliberalen (GLP).
In der Botschaft fehlten wichtige Informationen zum Bauvorhaben, sagte GLP-Grossrat Roland Agustoni. So gebe es keine Begründung, warum von den rund 20 vorliegenden Varianten genau dieses Projekt realisiert werden solle.
Regierungsrat Peter C. Beyeler (FDP) wies die Kritik zurück. Das Projekt sei seit längerem vorgestellt, und es seien auch verschiedene Varianten geprüft worden. Eine Entflechtung des Verkehrs ins Bünztal müsse jedoch über eine Unterführung erfolgen.
Tunnel und Spange
Kernstück der Umfahrung ist ein 355 Meter langer Tunnel, der einen kreuzungsfreien Direktanschluss ins Bünztal ermöglicht. Beyeler betonte die Bedeutung dieses Tunnels. Die bisherige Zubringerstrasse ist mit 27’000 Fahrzeugen belastet.
Allein 22’000 Fahrzeuge davon verkehrten Richtung Bünztal, sagte der Baudirektor. Es gebe heute Rückstaus bis auf die Autobahn A1, was nicht zulässig sei. Neben dem Tunnel wird auch eine sogenannte Spange Hornerfeld gebaut, die den Verkehr zwischen Lenzburg und Othmarsingen und von Othmarsingen auf die A1 aufnehmen soll.
Die vom Grossen Rat bewilligte Sanierung betrifft einzig die Kreuzung Neuhof. Der Knoten Lindfeld zwischen der Kreuzung Neuhof sowie Autobahneinfahrt und -ausfahrt soll ebenfalls saniert werden, da er als Unfallschwerpunkt gilt. Für dieses Gebiet ist jedoch das Bundesamt für Strassen (ASTRA) zuständig.
Emotionale Debatte
In der Eintretensdebatte kam es zu bissigen Voten und persönlichen Angriffen. So wurde der GLP, die das Bauvorhaben nochmals zur Diskussion der vorberatenden Kommission UBV zurückgeben wollte, „Fundamentalopposition“ gegen Strassenprojekte vorgeworfen.
Das links-grüne Lager liess dies nicht auf sich sitzen und kritisierte die Vorlage heftig. Schliesslich wurde darüber abgestimmt, ob die Eintretensdebatte noch weitergeführt oder abgebrochen werden soll. Letztere Variante obsiegte.
Der Rückweisungsantrag des Bauvorhabens aus den Reihen der GLP scheiterte mit 84 zu 44 Stimmen. Der Kanton bezahlt 72,5 Millionen Franken an den Ausbau, die Stadt Lenzburg 2,8 Millionen Franken.
Für den Ausbau des A1-Zubringers Lenzburg bedeutet der grossrätliche Entscheid noch kein grünes Licht. Bei der Abstimmung über ein Behördenreferendum wurde die nötige Mindestzahl von 35 Stimmen übertroffen: Wegen 41 Ja-Stimmen zu einem Referendum wird das Millionen-Bauprojekt dem Aargauer Stimmvolk vorgelegt.