Der Aargauer Grosse Rat lehnt die kantonale Volksinitiative gegen die Einführung des Deutschschweizer Lehrplans 21 ab. Die Initiative würde den Aargau in der Schweiz in die «bildungspolitische Isolation» führen. Der Kanton würde für Familien und Unternehmen unattraktiv.
Das Parlament empfiehlt die Initiative mit 94 zu 32 Stimmen zur Ablehnung. Wie vom Regierungsrat beantragt, verzichtet der Grosse Rat auch auf die Ausarbeitung eines Gegenvorschlags. Bei der Debatte sprach sich die einzig eine Mehrheit der SVP-Fraktion für das Begehren aus.
Die Schulen müssten für die neuen Lernmethoden offen sein, hielt ein CVP-Sprecher fest. Der Lehrplan 21 halte an Bewährtem fest und nehme Neues auf.
Die FDP wies darauf hin, es sei sinnvoll, wenn der neue Lehrplan im Aargau mit den anderen Kantonen der Nordwestschweiz kompatibel sei. Kompetenz setze sich aus Wissen, Können und Wollen zusammen.
Aus der Sicht der SP gehen die Initianten von einer aus dem vorletzten Jahrhundert stammenden Bildungsbegriff aus. Es sei unvernünftig, in einem Gesetz abschliessend die Unterrichtsfächer aufzuführen. Auch sei die Initiative nicht mit der Bundesverfassung kompatibel.
Die Initiative schmälere die Zukunftschancen der Kinder und Jugendlichen, hiess es. Auch schränke sie die Unterrichtsfreiheit der Lehrer ein.
Die Initiative bringe den Aargau nicht weiter, sondern schaffe nur neue Probleme, sagte Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP). Der Aargau sei Teil des schweizerischen Bildungssystems. Die Ziele der Bildung müssten mit den anderen Kantonen abgestimmt werden.
In keinem Deutschschweizer Kanton seien die Schulfächer auf Gesetzesebene geregelt. Der Aargau werde in den nächsten zwei Jahren einen eigenen Lehrplan entwickeln. Dabei könne es zu Ausnahmen zum Lehrplan 21 kommen.
Initiative will «gute Bildung»
Ein Komitee hatte das Begehren «Ja zu einer guten Schule – Nein zum Lehrplan 21» im Juni 2015 mit 4392 gültigen Unterschriften eingereicht.
Das Begehren schlägt einen neuen Paragrafen zum «Lehrplan» im kantonalen Schulgesetz vor. Darin werden unter anderem die Fächer aufgezählt, die auf der Primar- und Oberstufe unterrichtet werden. So soll auf der Primarstufe nur eine Fremdsprache auf dem Stundenplan stehen.
Dem Initiativkomitee gehören Lehrpersonen und einzelne Mitglieder aus den Reihen von EVP, SVP und FDP an. Das eher konservativ ausgerichtete Komitee will sich nach eigenen Angaben nicht von einer politischen Partei vereinnahmen lassen.
Das Aargauer Volk wird 12. Februar 2017 über die Initiative abstimmen. Der Zeitplan des Regierungsrat sieht vor, dass der Deutschschweizer Lehrplan 21 im Aargau im Schuljahr 2020/2021 eingeführt wird.