Der Technologiekonzern ABB ist mit den Erträgen der Division Energietechniksysteme nicht zufrieden und organisiert die Sparte neu. Vor allem gewisse Projekte, bei denen ABB als Generalunternehmer auftritt, werfen zu wenig ab und werden abgestossen.
Der Grund für die Anpassungen sei die schwankende Performance dieser Division. Die Erträge seien trotz beträchtlicher Investitionen von einigen hundert Millionen Dollar in den letzten drei Jahren hinter den Erwartungen zurückgeblieben, teilte ABB am Freitag mit.
Betroffen sind insbesondere EPC-Aktivitäten (Ingenieurstätigkeiten, Anlagenbau und Beschaffungswesen). Dort seien die Risiken gemessen an der Wertschöpfung zu hoch. Deshalb würden Projekte in „mehr als zehn Ländern geschlossen“, wie es heisst.
Unter anderem stünden Wasserversorgungs- oder Solarprojekte in Nigeria, den Philippinen sowie in Litauen auf der Liste, konkretisierte Firmensprecher Thomas Schmidt auf Anfrage. ABB steige aber keineswegs aus diesen Geschäftsfeldern aus. Es handle sich lediglich um einzelne Projekte, die wenig gewinnbringend seien.
Die Schweiz sei, wenn überhaupt, nur marginal von der Neuausrichtung betroffen. Lokale Einheiten oder gar Standorte würden keine geschlossen. Und auch auf die Arbeitsplätze in der Schweiz habe die Reorganisation der Division Energietechniksysteme voraussichtlich keine Auswirkungen.
Welchen Einfluss die Massnahmen weltweit auf die Stellensituation bei ABB haben wird, wollte Konzernchef am Freitag nicht konkret kommentieren. Er sagte an einer Telefonkonferenz lediglich, dass Jobs betroffen sein werden, „aber bis wir genau wissen, um wie viele und welche Arbeitsplätze es sich handelt, werden wir nichts dazu sagen“.
Wachstumsziele werden nach unten korrigiert
Die Division Energietechniksysteme steht für Systeme und Dienstleistungen zur Stromübertragung, Stromverteilung und für Kraftwerke. ABB gehört zu den führenden Anbietern in diesem Bereich. Einen Grossteil machen dabei Unterstationen (Schaltanlagen an Netzknotenpunkten) und deren Automationssysteme aus. Weiter baut, installiert und wartet ABB Strom-Übertragungs- und Umwandlungssysteme.
Ausserdem wurde das Angebot in der Sparte Elektrotechniksysteme durch Zukäufe von Softwarefirmen erweitert, die im Bereich Steuerung von Energienetzen tätig sind. Unter anderem kaufte ABB 2010 das US-Softwareunternehmen Ventyx für eine Milliarde Dollar. Insgesamt trägt die ganze Sparte rund 20 Prozent zum Gesamtumsatz des Konzerns bei.
Neu sollen nun die Schwerpunkte auf Produkte, Systeme, Dienstleistungen und Softwaretätigkeiten, die allesamt höhere Margen versprechen, verlagert werden. „Durch die Neupositionierung können wir die Ziele für die Rentabilität und den Kapitalrückfluss der Division anheben“, so Konzernchef Joe Hogan.
Die Wachstumsziele müssten dagegen nach unten korrigiert werden. Einerseits weil die EPC-Tätigkeiten heruntergefahren und künftig Projekte selektiver ausgewählt würden. Den Kunden werden gemäss ABB weiterhin Systemlösungen angeboten. Voraussetzung ist aber, dass sich der Konzern mit höherer eigener Wertschöpfung einbringen kann und die Projekte ein „angemessenes“ Risikoprofil aufweisen.
Operativer Gewinn belastet
ABB rechnet damit, dass die geplanten Massnahmen den operativen Gewinn in der betroffenen Division um 350 Mio. Dollar mindern werden. Die Kosten werden im laufenden vierten Quartal erfasst. Rund 100 Mio. Dollar kostet die Umstrukturierung. Der restliche Betrag falle durch Schliessungen sowie Budgetüberschreitungen bei gewissen Projekten an, teilte ABB weiter mit.
2011 erwirtschaftete ABB gemäss eigenen Angaben mit der Division Energietechniksysteme einen Umsatz von rund 7,6 Mrd. Dollar und beschäftigte 20’100 Mitarbeiter, was 15 Prozent des Gesamtbestandes des Grosskonzerns entspricht.