Israel und die Palästinensergruppierungen haben sich erstmals seit dem Ausbruch des jüngsten Gaza-Kriegs auf eine dauerhafte Waffenruhe geeinigt.
In einer Fernsehansprache sagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, die palästinensische Führung verkünde eine Waffenruhe, um «die Aggression gegen den Gazastreifen und das Blutvergiessen und Töten der Kinder zu stoppen». Nun müsse humanitäre Hilfe für die Menschen in Gaza folgen.
Mehrere Medien berichteten, auch Israel habe der Einigung zugestimmt. Ein ägyptischer Regierungsvertreters kündigte für den Abend eine offizielle Erklärung an. Anschliessend sollten die Konfliktparteien in der ägyptischen Hauptstadt Kairo ihre Gespräche wieder aufnehmen.
Die neue Initiative Ägyptens sieht nach palästinensischen Angaben weitreichende Vorschläge vor. Demzufolge sollen die blockierten Übergänge vom Gazastreifen nach Israel und Ägypten sofort geöffnet werden. Zudem sollen die Fischfanggebiete der Palästinenser im Mittelmeer ausgeweitet werden.
In einem Monat sollen die Konfliktparteien dann Gespräche über den Bau eines Seehafens für den wirtschaftlich am Boden liegenden Gazastreifen aufnehmen sowie über eine Freilassung von gefangenen Hamas-Mitgliedern im besetzten Westjordanland durch Israel, wie Palästinenservertreter erläuterten. Israel und Ägypten betrachten die Hamas als Sicherheitsbedrohung und fordern Garantien dafür, dass keine Waffen in den Gazastreifen kommen.
Weitere Luft- und Raketen-Angriffe
Vor Beginn der Feuerpause – genau 50 Tage nach dem Ausbruch des jüngsten Gaza-Kriegs – hatten die Konfliktparteien ihren gegenseitigen Beschuss noch einmal intensiviert. Militante Palästinenser feuerten am Dienstag rund 70 Raketen auf Israel ab.
In Aschdod traf eine Rakete nach Medienberichten den Spielplatz eines Kindergartens. In Aschkelon sei eine Rakete in ein Haus eingeschlagen und habe es schwer beschädigt.
25 Menschen wurden nach Medienberichten verletzt, darunter mehrere Kinder. Weitere 45 Personen mussten demnach wegen Schockzuständen behandelt werden.
Nach palästinensischen Angaben wurden am Dienstag sechs Palästinenser bei israelischen Angriffen getötet. Vier weitere Personen seien bei Bombardements getötet worden. Etwa 20 Menschen wurden am Dienstag verletzt.
Die israelische Luftwaffe griff rund 40 Ziele im Gazastreifen an. Dabei wurde nach palästinensischen Medienberichten auch ein zuvor geräumtes 13-stöckiges Hochhaus im Süden der Stadt Gaza zerstört.
Das Al-Bascha-Gebäude sei dabei in Schutt und Asche gelegt worden. In dem Gebäude gab es nach Augenzeugenberichten unter anderem Journalistenbüros und eine Zahnarztpraxis.
Weiteres Hochhaus angegriffen
Eine israelische Militärsprecherin sagte, in den beschossenen Gebäuden hätten sich Kontrollzentren der Hamas oder anderer militanter Organisationen befunden. Auch seien dort Waffen angefertigt worden. Der Hamas-Funktionär Mussa Abu Marsuk nannte die Zerstörung der Gebäude «ein Kriegsverbrechen».
Wenige Stunden zuvor hatte die israelische Armee zahlreiche Raketen auf einen Wohn- und Geschäftskomplex abgefeuert. Das Gebäude, das mehr als 100 Wohnungen und 150 Geschäfte enthielt, wurde schwer beschädigt. Damit sind seit Samstag drei Hochhäuser in Gaza angegriffen worden.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 8. Juli sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 2130 Palästinenser getötet, mehrheitlich Zivilisten, darunter über 500 Kinder. Mehr als 11’100 weitere Menschen wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und 4 Zivilisten, darunter ein Kind.