Lange hat sich Shire geziert, nun wird der irisch-britische Pharmakonzern doch vom US-Konkurrenten Abbvie geschluckt: Das Shire-Management will den Aktionären empfehlen, das auf insgesamt 32 Mrd. Pfund (ca. 49 Mrd. Franken) aufgebesserte Angebot von Abbvie anzunehmen.
Die Offerte gebe den nachhaltigen Wert von Shire wider, hiess es in einer Mitteilung. Abbvie zahlt demnach 52,48 Pfund (80,70 Franken) je Shire-Papier in Bar und eigenen Aktien.
Das entspricht einem Aufschlag von über 50 Prozent auf den letzten Shire-Kurs vor Bekanntwerden des Übernahmeversuchs vor zweieinhalb Monaten. An der Börse in London legten Anteile von Shire zuletzt um rund zwei Prozent zu.
Mit der Übernahme kann Abbvie seinen steuerrechtlichen Sitz aus den USA auf die britischen Inseln verlegen. Das soll die Steuerquote in den nächsten zwei Jahren von 22 auf 13 Prozent senken und dem Konzern reichlich Geld sparen. Je Aktie rechnet Abbvie für das Jahr 2020 mit einem Dollar mehr bereinigtem Gewinn.
Der US-Konzern hatte beim Werben um die Briten nicht locker gelassen, obwohl das Shire-Management mehrfach abgewunken hatte. Wiederholt besserten die Amerikaner seit ihrer ersten Offerte Mitte Mai nach. Am Montag hatte die Shire-Spitze dann durchblicken lassen, dass das jüngste Angebot ihren Segen bekommen könnte. Abbvie hatte zuletzt 24,44 Pfund in bar sowie 0,896 Abbvie-Papiere je Shire-Aktie geboten.
Shire ist auf ertragreiche Nischenprodukte mit Patentschutz spezialisiert. Grösster Umsatzbringer ist das Geschäft mit Medikamenten zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörungen (ADHS).
Sollten die Shire-Aktionäre der Empfehlung der Konzernspitze folgen, wäre diese Fusion die nächste in einer ganzen Welle von Übernahmen, die derzeit die Pharmabranche auf Trab halten. Neben auslaufenden Patenten, teuren Neuentwicklungen und einem hohen Konkurrenzdruck spielen dabei vor allem niedrige Zinsen und Steuerersparnisse eine wichtige Rolle.
Eine der grössten geplanten Firmen-Übernahmen in der Geschichte platzte allerdings: Der US-Pharmakonzern Pfizer kam trotz eines 117-Mrd.-Dollar-Gebots bei AstraZeneca nicht zum Zuge.