Abgeordnete nehmen GM-Chefin wegen Zündschloss-Skandal in die Zange

Die seit Jahresbeginn amtierende GM-Chefin Mary Barra muss sich im Zündschloss-Skandal die Frage nach ihrer eigenen Rolle gefallen lassen. Abgeordnete wollten bei einer Kongressanhörung in Washington wissen, wie ein gefährlicher Defekt mehr als zehn Jahre lang ignoriert werden konnte.

General Motors-Chefin Mary Barra vor der Presse (Bild: sda)

Die seit Jahresbeginn amtierende GM-Chefin Mary Barra muss sich im Zündschloss-Skandal die Frage nach ihrer eigenen Rolle gefallen lassen. Abgeordnete wollten bei einer Kongressanhörung in Washington wissen, wie ein gefährlicher Defekt mehr als zehn Jahre lang ignoriert werden konnte.

Zwar habe ein GM-Bericht die Verfehlungen einzelner Mitarbeiter aufgeführt, jedoch nicht geklärt, wer letztlich an der Spitze verantwortlich gewesen sei, sagte die Abgeordnete Diana DeGette.

Sie merkte an, dass Barra vor ihrer Berufung zur Konzernchefin die Entwicklungsabteilung geleitet habe und damit auch zuständig für die Fahrzeugsicherheit gewesen sei. Auch wenn Barra selbst nichts gewusst habe, so seien Mitarbeiter informiert gewesen.

Barra beharrte bei ihrem dritten Auftritt vor einem Kongressausschuss darauf, erstmals im Dezember vergangenen Jahres von den Problemen erfahren zu haben. «Das Topmanagement hatte kein Wissen von diesen Dingen.»

Sie räumte Versäumnisse ein, erklärte aber, Massnahmen ergriffen zu haben wie die Trennung von 15 Mitarbeitern. «Das war ein starkes Signal….Wir tun viel.»

Im Januar dieses Jahres übernahm Barra den Chefposten. Kurz darauf stiess sie eine Reihe von Rückrufen an, die mittlerweile 20 Millionen Wagen weltweit umfassen und den Opel-Mutterkonzern veranschlagte 2 Mrd. Dollar kosten werden.

Bei 2,6 Millionen Kompaktwagen war der Schalter des Zündschlosses zu schwach ausgelegt, weshalb der Zündschlüssel während der Fahrt zurückspringen kann. Das schaltet nicht nur den Motor, sondern auch Bremskraftverstärker, Servolenkung und womöglich Airbags ab.

«Habe keine gute Antwort»

Schon zum Verkaufsstart 2003 gab es Hinweise auf Probleme mit den Zündschlössern, wie sich zwischenzeitlich herausstellte. Auf die Frage, warum es so lange bis zum Rückruf gedauert habe, antwortete Valukas: «Ich habe keine gute Antwort.»

Bei der Ausschusssitzung waren auch die Familien von Unfallopfern anwesend, die Fotos ihrer verstorbenen Angehörigen zeigten. Auf den Bildern waren vor allem Teenager zu sehen.

Die fraglichen Kompaktwagen wie der Chevrolet Cobalt waren günstig und deshalb vor allem bei jungen Leuten beliebt. GM hat Entschädigungen versprochen, allerdings ist strittig, wer als Opfer der Zündschloss-Probleme anerkannt wird.

Sammelklage

Die Rückrufwelle birgt für General Motors immer grössere finanzielle Risiken. Die auf Konsumentenklagen spezialisierte US-Anwaltskanzlei Hagens Berman sieht die Marke GM derart beschädigt, dass der Wert aller Wagen des grössten US-Autobauers gelitten habe.

Hagens Berman will nun über eine Sammelklage mehr als 10 Mrd. Dollar an Schadenersatz für Autobesitzer erstreiten, wie die Kanzlei am Mittwoch in Seattle ankündigte.

GM muss sich bereits mit einer Reihe von Klagen auseinandersetzen im Zusammenhang mit den defekten Zündschlössern, eingereicht von Unfallopfern oder den Besitzern der konkret betroffenen Wagen. Die neue Sammelklage würde die Zahl der möglicherweise Anspruchsberechtigten vervielfachen

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