Der in Graubünden illegal abgeschossene Wolf ist an einem Streifschuss gestorben, der das Raubtier am rechten Schulterblatt und am Hals verletzt hatte. Das Tier litt viele Tage lang.
«Der Wolf wurde vor ein bis zwei Wochen angeschossen», sagte Hannes Jenny, Wildbiologe beim Bündner Amt für Jagd und Fischerei, der Nachrichtenagentur sda. Aufgrund der Untersuchungen am pathologischen Institut der Universität Bern sei man sicher, dass das Raubtier an diesem einen Streifschuss verendete. Wo das Tier angeschossen wurde, ist nicht bekannt.
Mit dem Auftauchen des zehnköpfigen Wolfsrudels in der Nähe der Gemeinde Tamins hängt der Abschuss laut Jenny nicht zusammen. Das Tier wurde angeschossen, bevor sich das Rudel dem Dorf näherte.
«Der Abschuss kommt für uns völlig überraschend», sagte Regierungsrat Mario Cavigelli auf Anfrage. Die Bündner Bevölkerung sei wegen der Wolfspräsenz zwar etwas angespannt, grosse Sorgen seien aber nicht geäussert worden. Über die Befindlichkeit im st. gallischen Taminatal, wo das Wolfsrudel schon im November beobachtet wurde, konnte Cavigelli nichts sagen.
Kanton setzt auf Information
Die Bündner Behörden wollen sich nach dem illegalen Abschuss nicht aus dem Tritt bringen lassen. Sie vertrauen weiterhin auf ihr Wolfskonzept.
«Die Bevölkerung intensiv zu informieren hat die grösste Priorität», sagte Forstdirektor Mario Cavigelli auf Anfrage. Damit habe man schon letzten Winter gute Erfahrungen gemacht, als Wölfe bei Untervaz im Bündner Rheintal fotografiert wurden.
Die Bevölkerung müsse wissen, dass Wölfe grundsätzlich nicht gefährlich seien, ausser man füttere sie. Es sei normal, dass die Grossraubtiere im Winter in die Nähe von Dörfern kämen, da sie ihrer Beute in tiefere Lagen folgten.
Hausaufgaben gemacht
Die Situation am Calanda-Massiv, wo ein zehnköpfiges Wolfsrudel lebe, habe man gut im Griff, erklärte Cavigelli. Die Wölfe würden von der Wildhut überwacht und beim Herdenschutz seien «die Hausaufgaben gemacht worden». Die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, den Jägern und Alpwirten sei gut.
«Es gab im Vorfeld keine Drohungen oder andere Hinweise», sagt Cavigelli. Ein Unfall sei der Abschuss aber bestimmt nicht gewesen. Aufgrund der verwendeten Munition könne eine Verwechslung, etwa bei der Fuchsjagd, ausgeschlossen werden.
Nach dem Wilderer wird nun intensiv gesucht. Die Untersuchung wird von der Bündner Staatsanwaltschaft geführt. Welche Strafe der Täterschaft droht, kann noch nicht eingeschätzt werden. Mit einer Ordnungsbusse kommt der Schütze oder die Schützin laut Cavigelli aber sicher nicht davon. Selbst eine Freiheitsstrafe ist denkbar.