Abgesetzter libyscher Interims-Premier aus Libyen geflohen

Der abgesetzte libyische Übergangsregierungschef Ali Seidan ist ausser Landes geflohen. Damit entging er einem Haftbefehl. Das Amt des Ministerpräsidenten war für Ali Seidan eine Ehre und eine Last zugleich. Denn er übernahm einen Staat ohne Institutionen.

Ali Seidan an einer Medienkonferenz im Januar 2014 (Archiv) (Bild: sda)

Der abgesetzte libyische Übergangsregierungschef Ali Seidan ist ausser Landes geflohen. Damit entging er einem Haftbefehl. Das Amt des Ministerpräsidenten war für Ali Seidan eine Ehre und eine Last zugleich. Denn er übernahm einen Staat ohne Institutionen.

Nach seiner Entmachtung durch das Parlament setzte sich Seidan am Dienstagabend nach Europa ab. Das verlautete am Mittwoch aus dem Umfeld des ehemaligen Ministerpräsidenten.

Seidan landete laut Medienberichten kurz in Malta, bevor er in ein anderes europäisches Land weiterflog. Seidan sei nach Deutschland weitergereist, teilten Regierungsstellen auf der Mittelmeerinsel mit. Sein Eintreffen in Deutschland wurde zunächst nicht bestätigt. Zuvor war vermutet worden, dass sich Seidan in der Schweiz aufhalte, wo er früher schon einmal gelebt hatte.

Seidan hatte vor dem Aufstand gegen den Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi 2011 mehr als 30 Jahre als Oppositioneller schon im Exil gelebt. Gegen ihn war am Dienstag, direkt nachdem ihn das Parlament per Misstrauensvotum abgesetzt hatte, ein Haftbefehl erlassen worden. Laut Medienberichten werden ihm Korruption und Misswirtschaft in Zusammenhang mit illegalen Ölverkäufen der Separatisten vorgeworfen.

Mächtiger Gegenspieler

Seidans wichtigster Gegenspieler war in den vergangenen Monaten Parlamentspräsident Nuri Abu Sahmein gewesen. Mehrere libysche Kommentatoren äusserten in arabischen Talkshows Zweifel an den Vorwürfen gegen den Ex-Regierungschef. Wer neuer Regierungschef werden soll, ist unklar. Die Amtsgeschäfte soll in den kommenden zwei Wochen Verteidigungsminister Abdullah al-Thinni führen.

Das Parlament hatte in seiner Sitzung am Dienstag auch Parlamentswahlen für Juli angekündigt. Verschoben wurde die Entscheidung, ob der künftige Präsident vom Parlament oder direkt vom Volk gewählt werden soll. Nach Einschätzung der Zeitung «Libya Herald» wollen die Muslimbrüder eine Direktwahl verhindern, weil ein Kandidat aus ihren Reihen dann keine Chancen hätte.

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